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Rückenhain, Wachtsteinrücke, Neudörfel


Blick von Neudörfel auf Schlottwitz

Wie alle alten Straßen, zog sich auch der Verbindungsweg vom Elbtal nach Lauenstein (und von dort aus weiter zum Geiers-Pass nach Böhmen) über die Höhenrücken. Doch an einer Stelle ließ sich die schwierige - und gefährliche - Durchquerung des Müglitztales nicht vermeiden, und so mussten die Pferdefuhrwerke von der Eisenhütte bei Oberschlottwitz aus durch den "Hüttenbusch" steil bergauf, bevor sie die Dittersdorfer Hochfläche erreichten. Da aber nicht nur friedliche Händler unterwegs waren, hatten die Herren der Lauensteiner Burg ein Interesse daran, den "Böhmischen Steig" unter Kontrolle zu halten, sobald er ihre Grundherrschaft erreichte. Als im 15./16. Jahrhundert die kleinen Weiler Neudörfel und Rückenhain entstanden, erhielten deren neue Bewohner die Pflicht auferlegt, die Annäherung Verdächtiger in Lauenstein zu melden. Wahrscheinlich von dieser Zeit her trägt die Neudörfler Höhe den Namen "Wachtberge" und ein besonders großer Lesesteinwall zwischen Rückenhain und Dittersdorf die Bezeichnung "Wachtsteinrücke".

Der Blick von Neudörfel auf die Schlottwitzer Müglitztalweitung mit dem steilen Hang des Lederberges lohnt jederzeit einen Ausflug. Weitere sehr schöne Blickbeziehungen bieten sich von Rückenhain über das Müglitztal und vom Böhmischen Steig zum Trebnitzgrund.


Steinhorst oberhalb vom Trebnitzgrund

Die für ein Gneisgebiet beachtliche Dichte und Größe von Steinrücken erhöhen zusätzlich den Reiz einer Wanderung auf dem Riedel zwischen Müglitz und Trebnitz. Viele Steinrücken sind auch ziemlich breit und hoch, so dass trotz lange zurückliegender letzter Gehölznutzung und entsprechend hoch gewachsenen Bäumen auch noch Sträucher und Kräuter Platz finden. Die vorherrschenden Bäume sind Berg- und Spitz-Ahorn, Esche, Vogel-Kirsche, Aspe und Trauben-Eiche. Nicht selten findet man auch Wild-Äpfel und -Birnen, wobei es sich aber bei ersteren meistens, bei letzteren immer um Hybriden - also Kreuzungen mit Kulturobst - handeln dürfte. An Sträuchern sind Hasel, Schwarzer Holunder, Schlehe sowie verschiedene Weißdorne und Heckenrosen häufig. In der Bodenvegetation wachsen sowohl Waldarten (Draht-Schmiele, Hain-Rispengras, Gewöhnlicher Wurmfarn), als auch Pflanzen magerer Wiesen (Kleines Habichtskraut, Kleine Pimpinelle, Rundblättrige Glockenblume). So genannte Störungszeiger (Quecke, Brombeere, Brennnessel, Kleines Springkraut, Rainfarn, Himbeere) resultieren aus Mitbeweidung durch Rinder, Düngemittel- und Pestizideinträgen und illegalen Müllablagerungen, die wohl noch immer vorkommen. Steinrücken stehen generell als "Besonders Geschützte Biotope" unter Naturschutz. Gerade im unteren Bergland sind in den letzten Jahrzehnten viele Steinrücken, Hecken und ähnliche Feldgehölze verloren gegangen.


Rückenhain 1924 (aus: Mitteilungen des Landesvereins Sächsischer Heimatschutz)