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Hahneberg

Die Müglitz, die in ihrem Oberlauf meist in Südost-Nordwest-Richtung fließt, ändert nördlich der Schüllermühle (zwischen Bärenhecke und Glashütte) plötzlich ihre Laufrichtung und wendet sich in einer großen Schlaufe nach Osten bis Nordosten. Dabei nähert sie sich der ebenfalls südwest-nordöstlich fließenden Prießnitz schon bis auf 350 Meter Luftlinie, entfernt sich dann aber noch einmal bis zur Mündung ihres Nebenbaches beim Bahnhof Glashütte. Die Erosionskraft des Wassers, die bei den mehr oder weniger periodisch auftretenden Hochwasserereignissen große Ausmaße annehmen kann, hat im Bereich der großen Schlaufe im Nordwesten einen enormen Prallhang geschaffen, der auf rund 200 Meter Entfernung um 140 Höhenmeter bis zum Hahneberg aufragt und von Gneisfelsen durchsetzt ist. Auf dem steilen Eselsweg lässt sich die Veränderung der Waldvegetation in Abhängigkeit von Hangrichtung und Hangneigung beobachten:

An der Müglitz ist noch galerieartig ein Erlen-Bauchauerest vorhanden. Am Hangfuß mit seiner mächtigen Lehmauflage, in der eine nährstoff- und basenreiche Braunerde entwickelt ist, wächst ein artenreicher Edellaubholzwald, von Eschen dominiert, aber auch mit Buchen und Trauben-Eichen. In Hangmulden ziehen sich diese edellaubholzreichen Bestände auch am Hang hoch, feuchte Geröllhalden werden hier vor allem von Linden besiedelt, deren besonders flexible Wurzeln sich den ständig verändernden Bodenverhältnissen solcher Standorte gut anpassen. Die felsdurchsetzten Rücken hingegen sind vorrangig von den anspruchsloseren Eichen bewachsen. Hier ist der Boden viel flachgründiger, die Bodenentwicklung kommt über Ranker-Rohböden nicht hinaus, da sie immer wieder durch Erosion gestört wird. Die Felskuppen tragen nur noch einen lichten krüppeligen Wald aus Eichen, Birken und einigen Kiefern, durch die man zumindest im Winter einen schönen Ausblick auf den Müglitzmäander genießen kann. Im Gegensatz zum laubholzbestandenen Südosthang ist der Nordwestabfall zur Prießnitz mit Fichten aufgeforstet worden. Dieses Muster kann man an vielen Stellen im unteren Ost-Erzgebirge beobachten: naturnahe Waldbestände sind vor allem dort erhalten geblieben, wo es aufgrund der starken Sonneneinstrahlung (und damit der höheren Verdunstung) für die über fast 200 Jahre von der Forstwirtschaft favorisierten Fichten zu trocken ist.

Nordöstlich dieses Sattels entfernen sich Müglitz- und Prießnitztal noch einmal voneinander und umschließen ein vorwiegend ackerbaulich genutztes Plateau, von den Glashüttern "de Erm" (die Erben) genannt. Bemerkenswert sind hier vor allem die teilweise sehr breiten Steinrücken. Die Steinwälle sind zwar zu einem großen Teil schon mit Gräsern und Stauden überwachsen, was ihren Wert als Habitat für Kreuzottern, Eidechsen, Wiesel und andere Tiere mindert, doch wachsen zwischen den Kirschen, Eschen und anderen Bäumen auch noch sehr viele Dornsträucher, vor allem Schlehen, in denen Goldammern, Dorngrasmücken und Neuntöter ihre Nester bauen können.