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Bastei, Pilz und Teufelskanzel

Wo die Kleine Straße ("Cunnersdorfer Weg"), von der Glashütter Postagentur kommend, ihre erste scharfe Linkskurve macht, zweigt links ein schmaler Pfad ab. Dieser führt zunächst an einer kleinen, südexponierten Hangwiese vorbei. Diese ist das letzte Stück eines ehemals größeren Wiesenkomplexes - der Glashütter "Scheibe", die überwiegend in Gartenland verwandelt wurde. Obwohl die Pflege dieser Wiesenecke alles andere als optimal ist, finden sich hier noch viele typische Arten der Magerwiesen (u.a. Heidenelke, Kriechende Hauhechel, Knolliger Hahnenfuß, Kleines Habichtskraut). Am Wegrand leuchten bereits im zeitigen Frühjahr die gelben Blüten des Frühlings-Fingerkrautes.


Kriechende Hauhechel

In dem Eichenhangwald rechts des Pfades, der zu einem steilen Felsabsturz überleitet, wachsen wärmeliebende Pflanzen wie Nickendes Leimkraut und Pfirsischblättrige Glockenblume. Auch der weitere Weg führt durch abwechslungsreichen Traubeneichenwald, in den, je nach Bodenfeuchte, einzelne Birken, Buchen, Linden, Fichten und Kiefern eingestreut sind. Felskuppen und Trockenmauerreste sorgen für Strukturreichtum, doch die Bodenflora ist relativ artenarm. Es dominieren Drahtschmiele und Heidelbeere, etwas feuchtere Stellen besiedelt das Wald-Reitgras. In Mulden ziehen sich die Edellaubholzwälder des Hangfußes bis weit den Hang hinauf. Hier dominieren Eschen, Spitz-Ahorn und Linden, etwas Berg-Ahorn und Kirschen sowie wenige Berg-Ulmen sind beigemischt. Vielen Bäumen sieht man an den aufgewölbten Stammfüßen ihre Jahrzehnte zurückliegende Vergangenheit als Niederwald noch heute an. In der Strauchschicht wachsen vor allem Hasel und Schwarzer Holunder, in der Bodenflora fallen vor allem die vielen Farnwedel des Wurmfarnes auf. Aus dem Hang ragen mehrere Felsvorsprünge, unter anderem der Aussichtspunkt "Bastei". Von hier aus kann man sehr deutlich sehen, in welchem Ausmaß in der Glashütter Müglitzaue nach dem Hochwasser 2002 die Bodenversiegelung fortgesetzt und der Fluss erneut eingezwängt wurde. Eine weitere, noch bessere Aussicht bietet der "Pilz", ein steiler Gneisfelsen, durch den unten ein 300 m langer Tunnel der Müglitztalbahn hindurchführt. Auf der kargen Kuppe des "Pilzes" fällt der krüpplige Wuchs der Eichen und Kiefern auf, die hier kaum noch 7 oder 8 m Höhe erreichen.


Kiefer auf dem Pilz-Felsen

Über eine große Wiese (auf der seltsamerweise anderthalb Meter hoher Glatthafer dominiert - obgleich die Fläche auch beweidet wird, was Glatthafer eigentlich nicht mag) führt ein wenig begangener Pfad zur "Teufelskanzel" - einem der schönsten und beeindruckendsten Aussichtspunkte überm Müglitztal. Unten hat sich die Müglitz in einer Schlaufe ihren Weg um einen Felssporn gesucht, auf dem einst das "Schloss" des Raubritters Wittig gestanden haben soll, der aber im Zuge des Straßen- und Eisenbahnbaus fast vollkommen abgetragen wurde. Die Müglitzschlaufe hat im Verlaufe von Jahrmillionen einen hohen und sehr steilen Prallhang geschaffen, der auf ganzen 200 Metern Luftlinie um 135 Höhenmeter abfällt. Krüpplige Eichen, Birken und Kiefern wachsen auf den flachgründigen, felsdurchsetzten Kuppen, auch einzelne Wacholder haben sich gehalten.


Blick von Teufelskanzel nach Rückenhain

Gneisfelsen zwischen Schlottwitz und Glashütte

Gegenüber schaut man auf die schöne Steinrückenlandschaft von Rückenhain. Noch lange, nachdem die angrenzende Hochfläche von den Bauern Dittersdorfs gerodet wurde, erstreckte sich hier Wald. Rückenhain gehört zu den dörflichen Spätgründungen, als in den alten Dörfern der Platz knapp wurde. Die neuen Siedler mussten die eigentlich für Landwirtschaft nicht so sehr geeigneten Talhänge roden. Beim Pflügen bildeten sich Terrassen. An den Terrassen wurden die Lesesteine von den schmalen Feldern abgelesen, so entstand die hier typische Landschaftsform. Nur sind die meisten Steinrücken heute wieder zugewachsen, noch vor 50 Jahren war der Blick von der Teufelskanzel ein ganz anderer. Immer wieder kommen auch Pläne zur Aufforstung ins Gespräch, was für das Landschaftsbild sehr bedauerlich wäre.