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Prießnitztal und Sonnenleite

Im Gebiet von Glashütte ist das Band submontaner Höhenlage ("Unteres Bergland") besonders schmal. Während vor allem die Südhänge des unteren Bereiches Vegetationsformen tragen, die für das wärmere und trockenere Hügelland typisch sind, zeigen das Prießnitztal nördlich von Johnsbach und die hier einmündenden Nebentäler bereits deutlich montanen Klimaeinfluss. Einige Hänge tragen beachtliche und strukturreiche Buchenbestände, teilweise noch mit Trauben-Eichen, überwiegend aber auch mit Fichten gemischt. Besonders schön ist der Südwesthang des Gleisenbächeltales, das von den Glashüttern "Kalter Grund" genannt wird. Die Talwiesen des unteren Teils des Kalten Grundes liegen zum großen Teil brach und verbuschen. Hier geben sich Wildschweine in großer Zahl ein Stelldichein, zum Ärger der Landwirte der umliegenden Ackergebiete, doch zur Freude der Naturfreunde, die hier selbst am hellerlichten Tag eine gute Chance haben, Schwarzwild zu beobachten. Südlich des Gleisenberges, der einen Teil des Höhenzuges über einem besonders mächtigen Quarzporphyrriegel darstellt, schließen sich einige aus botanischer Sicht wertvolle Weidehänge an. Wo noch nicht durch intensive Weidenutzung sowie Umbruch und Einsaat von Futtergräsern entwertet, wachsen hier Rotschwingelweiden mit viel Ruchgras und zahlreichen anderen Magerkeitszeigern. Bemerkenswert ist das Vorkommen des Reichblütigen Habichtskrautes, einer eher seltenen Bergwiesenpflanze.

Die Aue des Prießnitztales hat sich in den letzten Jahren sehr verändert. Zunächst fielen nach 1990 die Talwiesen brach. Teilweise wurden sie mit Fichten aufgeforstet, überwiegend setzte eine natürliche Entwicklung zu Erlenjungbeständen ein. Einige Teiche wurden saniert und Wanderwege instand gesetzt. Andererseits mussten 1998 beim massiven Ausbau der Prießnitztalstraße über hundert Straßenbäume und zwei Felsvorsprünge weichen. Dann kam 2002 das Hochwasser, das nicht nur die Teiche und Wanderwege, sondern auch den alten Hochwasserdamm beim Glashütter Bad mit sich riss. Der Bruch dieses eigentlich zum Schutz der Uhrenstadt angelegten Rückhaltebeckens zog schlimme Verwüstungen nach sich. Das Ereignis sollte als Mahnung dienen, wie trügerisch die Sicherheit technischer Hochwasserschutzmaßnahmen sein können, vor allem, wenn sie schlecht gewartet werden!

Unterhalb des wieder aufgebauten Dammes (der in den nächsten Jahren noch massiv vergrößert werden soll) mündet von links das Steinbächel in die Prießnitz. Das Tälchen nennen die Glashütter heute noch "Kohl's Ruhe", nach dem einstigen Anwesen eines Unternehmers gleichen Namens. Auf den von Landschaftspflegeverband und Grüner Liga gelegentlich gemähten, feuchten Talwiesen wachsen üppige Hochstauden, unter anderem mit Alant- und Kohldisteln, Rauhaarigem und Aromatischem Kälberkropf. Diese sommerliche Blütenfülle, gepaart mit der Strukturvielfalt des Prießnitztales und seiner Seitentälchen, lockt eine breite Palette von Schmetterlingen an. Begegnen kann man unter anderem: Aurorafalter (nur im Frühling), Schwalbenschwanz, Zitronenfalter, Goldene Acht, Trauermantel, Admiral, Distelfalter, C-Falter, Landkärtchen, verschiedenen Perlmuttfaltern, mitunter auch dem auffälligen Großen Schillerfalter, außerdem mehreren braunen Augenfaltern (Schornsteinfeger, Waldbrettspiel, Mauerfuchs, Braunauge), diversen Bläulingen, die nicht immer nur blau sein müssen (Nierenfleck, Feuerfalter, Dukatenfalter, Dunkler Wiesenknopf-Ameisenbläuling), zwei Dickkopffaltern, Spanischer Flagge und Braunem Bär sowie dem wegen seines kolibriartigen Schwirrfluges auffälligen Taubenschwänzchen - ein in den letzten Jahren zunehmend auch ins Ost-Erzgebirge vordringender Wanderfalter.

Oberhalb der letzten Glashütter Häuser im Prießnitztal (früher wegen der vielen Kinder "Krachwitz" genannt) beginnt der Südhang der Sonnenleite. Bis Ende der 1990er Jahre hat ein privater Schafhalter diese Flächen noch in traditioneller Weise zur Heumahd genutzt und damit die Artenvielfalt erhalten. Nachdem er altersbedingt die Schafhaltung aufgeben musste, übernahm die Grüne Liga Osterzgebirge die Flächenpflege, einschließlich extrem aufwändiger Erstpflege lange brachgefallener Bereiche. Noch um das Jahr 2000 schien es völlig aussichtslos, dass sich in absehbarer Zeit einmal wieder jemand aus landwirtschaftlichen Gründen für solche Splitterflächen interessieren könnte. Doch dann hat ein Landwirt die "Krachwitzwiesen" gekauft. Durch veränderte Agrarförderung (EU-Gelder für Flächen anstatt für Produkte) ist überall die Nachfrage nach Land enorm gestiegen.

Den größten Teil der Sonnenleite nimmt ein abwechslungsreicher Eichenwald ein. In manchen Abschnitten sind die Traubeneichen mit anderen Laubbäumen (Spitz- und Berg-Ahorn, Kirsche, Rot-Buche) gemischt, überwiegend handelt es sich aber um ziemlich lichte Eichenreinbestände, an nährstoffkräftigeren Standorten mit einer Strauchschicht von Hasel und Holunder. Felsen und Blöcke sowie reichlich Totholz sorgen für viele ökologisch wertvolle Kleinstrukturen.


Moschus-Malve

Die große Hangwiese unterhalb des Sonnenleitenweges mäht seit 1998 alljährlich die Grüne Liga Osterzgebirge mit freiwilligen Helfern. Das duftende Heu besteht überwiegend aus Rot-Schwingel und Glatthafer, außerdem Ruchgras, Weichem Honiggras und Flaumhafer. Für die bunte Blütenfülle der Sonnenleitenwiese sorgen vorher Moschus-Malve, Pechnelke, Nickendes Leimkraut, Schafgarbe und viele weitere Pflanzen. Besonders magere, kurzrasige Bereiche werden von Zittergras, Kleinem Habichtskraut, einer überwiegend rosafarbenen Varietät des Kreuzblümchens und von Feld-Thymian geprägt. Der extrem steile Unterhang ist mit alten Obstbäumen bestanden und beherbergt sehr viel Wald-Erdbeere. Am beschatteten Südostrand der Waldwiese deuten Perücken-Flockenblume und Alantdistel den Übergangscharakter des Gebietes zur montanen Stufe des Ost-Erzgebirges an. Früher gab es auf dieser Fläche eine größere Population des Stattlichen Knabenkrautes. Ihr Verschwinden ist zum einen sicherlich auf die lange Brachephase des Standortes zurückzuführen. Die winzigen Samen konnten aufgrund des sich ansammelnden Streufilzes keinen offenen Boden mehr zum Keimen finden. Zum anderen ist der Rückzug des Stattlichen Knabenkrautes von dieser und anderen Wiesen aber auch auf die zunehmende Bodenversauerung zurückzuführen, der mit gelegentlicher Kalkung entgegengewirkt werden soll.


Wiese an der Sonnenleite