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Burg und Stadt Lauenstein


Lauenstein

Wie bei den meisten Burganlagen des Ost-Erzgebirges liegt auch der Ursprung Lauensteins im Dunkel des Miriquidi-Urwalds verborgen. Schriftliche Überlieferungen aus der Anfangsphase sind rar und lassen nicht einmal mit Sicherheit klären, ob böhmische oder meißnische Truppen hier die erste Befestigung anlegten. Jedenfalls dürfte dies etliche Jahrzehnte eher geschehen sein, bevor der erste Lauensteiner Ritter (ein "Christianus de Lewensteyn") urkundlich erwähnt wurde.


Schloss Lauenstein mit Kräutergarten

Mit dem Vertrag zu Eger 1459 waren die Grenzverhältnisse zwischen Sachsen und Böhmen geklärt, der Verteidigungscharakter der Burganlage trat in den Hintergrund, und anstatt viel Aufwand in die Erhaltung des alten Mauerwerkes auf dem Felssporn zu investieren, bauten die nachfolgenden Besitzer davor lieber ein repräsentatives Schloss. Nach Enteignung 1945 und Umwandlung zu Wohnraum für Heimatvertriebene befand sich der größte Teil der geschichtsträchtigen Burg- und Schlossanlage in den 1970er Jahren in einem desolaten Zustand, als hier ein Museum eingerichtet wurde. Mit Hartnäckigkeit und viel Engagement gelang es, den Verfall zumindest teilweise zu stoppen und eine ansprechende Ausstellung zu Natur- und Heimatgeschichte zu präsentieren ("Osterzgebirgsmuseum"). Seit 1990 schließlich wurden die neuen Möglichkeiten genutzt, die Burgruine zu sanieren, das Schloss in neuem Glanz erstrahlen zu lassen und das Museum wesentlich zu erweitern. Neben der schon älteren Darstellung heimischer Biotope mit ihren typischen Pflanzen und Tieren erfreut sich seit einigen Jahren auch die Waldausstellung der Begeisterung großer und kleiner Naturfreunde. Auf Knopfdruck kann man u.a. Vögel zum Zwitschern, einen Wolf zum Heulen und einen jungen Bären zum Brüllen bringen. Im Außenbereich zeigt seit 2004 der rekonstruierte Schlossgarten erzgebirgstypische Nutz- und Zierpflanzen.


Gneis-Braunerde-Bodenprofil im Museum Lauenstein

Ein Falkner führt täglich verschiedene Greifvögel und einen Uhu vor.


Falknervorführung im Lauensteiner Burghof

Die Falknersage zu Lauenstein

Der Lauensteiner Ritter musste in den Krieg ziehen und, schweren Herzens, seine junge, hübsche Gattin Katharina und ihr neugeborenes Kind zurücklassen. Mitunter wanderte die einsame Schlossbesitzerin auf den Pavillon, wo die Aussicht weit hinausgeht, die Wiesen bunt sind und große Bäume Schatten spenden. So auch an diesem denkwürdigen Tage.

Sie legte sanft den schlafenden Knaben ins Gras und wandte sich zum Blumenpflücken. Da schoss ein gewaltiger Adler vom Himmel, ergriff mit seinen riesigen Fängen das Kind und wollte von dannen fliegen. Doch die Last war schwer, und statt sich in die Höhe zu schrauben, konnte er nur tief über die Sträucher dahingleiten.

Der Falkner hatte dies von der Burg aus beobachtet. Rasch löste er seinem besten Jagdfalken die Lederhaube vom Kopf und schickte ihn hinaus. Der Falke, obgleich viel kleiner als der Adler, attackierte hart den Kindesräuber, bis dieser seine Beute loslassen musste, um schnell das Weite zu suchen. Das Knäblein landete weich im Moos. Groß war die Freude, als die junge Frau Katharina sah, dass es bei diesem Abenteuer unverletzt geblieben war!

In dankbarer Erinnerung an den glücklichen Ausgang dieser Begebenheit ließen die Lauensteiner viel später - anno 1912 - ein Falknerdenkmal am Marktbrunnen errichten.


Falknerstatue auf dem Lauensteiner Markt


Ulli-Uhu-Ausflug zum Lauensteiner Falkner.

Offenbar hatten sich frühzeitig schon Handwerker und Händler im Schutze der Burg angesiedelt. Um 1340 gab es hier bereits eine kleine Stadt. Doch trotz der Lage im Zentrum der Lauensteiner Grundherrschaft gab es auf dem großen (heute sehr sehenswerten, schrägen) Marktplatz kaum genügend Wirtschaftskraft, um allein von Handel und Handwerk leben zu können. Auch der bescheidene Eisenerz- und Zinnbergbau in der Umgebung halfen nicht viel. Die meisten Lauensteiner Einwohner waren so genannte Ackerbürger, die neben ihrem Haupterwerb auch noch Felder außerhalb des Städtleins bewirtschafteten und hinter ihren großen Hoftoren Tiere, v.a. Ziegen, hielten. Als Futter und Einstreu für diese Tiere mussten Wiesen gemäht werden, etwa die nassen Stockwiesen. Heute lohnt sich die Nutzung solcher Flächen kaum noch, sie verbrachen. Dennoch lassen sich zwischen den Hochstaudenfluren, Binsenteppichen und Feuchtgebüschen noch einstmals typische Arten finden, etwa Sumpf-Dotterblume, Schmalblättriges Wollgras, Wiesen-Knöterich, Alantdistel. Die noch vor einigen Jahren hier vorkommenden Trollblumen scheinen sich hingegen verabschiedet zu haben. Admiral, Distelfalter, Großer Perlmutterfalter, Schachbrett, Dukatenfalter und noch ein halbes Dutzend weiterer Tagfalter freuen sich über die sommerliche Distelblüte auf feuchten Hochstauden-Brachflächen.


Lauensteiner nach der Getreidemahd (Foto: Archiv Osterzgebirgsmuseum Lauenstein)

Teilweise noch artenreiche Berg- und Fechtwiesen gedeihen noch am steilen Ost- bis Nordosthang zwischen Stadt und Müglitzaue sowie auf der gegenüberliegenden Talseite. Vom Mühlsteig aus kann man eine solche Bergwiese genauer betrachten und wir unter anderem folgende Arten finden: Bärwurz, Perücken-Flockenblume, Kanten-Hartheu, Frauenmantel und Rauhaarigen Löwenzahn. Kleines Habichtskraut, Rundblättrige Glockenblume und Berg-Platterbse nehmen magere Buckel ein, während Kammgras, Herbst-Löwenzahn und Ferkelkraut von zumindest gelegentlicher Beweidung künden. Zu erkennen ist am Mühlsteig aber auch, was Wiesen droht, deren Bewirtschaftung sich nicht mehr lohnt: Aufforstung.