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Bachaue der Großen Biela


Erlen an der Biela

Auf älteren Karten ist die Aue der Großen Biela noch als zusammenhängendes Grünland mit Namen "Kreuzwiese" eingezeichnet. Doch deren Bewirtschaftung wurde irgendwann aufgegeben, ein Teil mit - heute zusammenbrechenden - Hybridpappeln aufgeforstet, der Rest sich selbst überlassen. Es entwickelte sich ein strukturreicher Bachauewald, in dem sich allmählich die standortgerechten Schwarz-Erlen durchsetzen, während die meisten anderen, ebenfalls zunächst rasch gewachsenen Bäume (Berg-Ahorn, Birke, Fichte, Aspe, Trauben-Eiche) auf dem nassen Boden nicht so richtigen Halt finden. Nach und nach fallen sie Stürmen oder Hochwasserwellen zum Opfer. Bemerkenswert ist, wie viele verschiedene Kräuter und Sträucher des Waldes innerhalb weniger Jahrzehnte die vorherige Wiesenvegetation abgelöst haben. Darunter sind sogar relativ seltene Pflanzen wie Buchenfarn und Seidelbast. Doch der Bestand ist stellenweise noch licht, und viele Arten der Feuchtwiesen und Uferstauden konnten sich behaupten. Rund 90 Bodenpflanzenarten und mehr als 20 Gehölzarten machen aus dem feuchten Waldstück einen sehr bemerkenswerten Biotopkomplex. Die ungestörte Entwicklung sollte gesichert und beobachtet werden.


Gefleckte Kuckucksblume

Einen kleinen Teil der alten Kreuzwiese gibt es noch - bei einer Wanderung vom ehemaligen Wirtshaus zum Bielatal (der heutigen "Biotoppflegebasis") zur Hegelshöhe kommt man am Flächennaturdenkmal "Bielatal" vorbei. Der Pflegetrupp des Fördervereins für die Natur des Osterzgebirges sorgt mit aufwendiger "Staffelmahd" (streifenweise Mahd zu unterschiedlichen Zeitpunkten) für optimale Bedingungen für über tausend Breitblättrige Kuckucksblumen und rund ein Dutzend Gefleckte Kuckucksblumen. Letztere Orchideenart ist heller und blüht etwas später. Einige weitere Pflanzen der rund 60 Arten auf dieser Wiese, die dem Wanderer auffallen, sind Sumpf-Vergissmeinnicht, Sumpf-Pippau, Kuckucks-Lichtnelke, Gewöhnlicher Gilbweiderich, Brennender Hahnenfuß, Sumpf-Dotterblume, Rauhaariger Kälberkropf, Waldsimse, Spitzblütige Binse, Flutender Schwaden, Wolliges Honiggras, Sumpf- und Teich-Schachtelhalm (die beiden letzteren bastardieren wahrscheinlich auch).


Sumpfdotterblumen an der Großen Biela

2002 wurde auch hier die Aue vom Hochwasser überflutet. Die Erlen hielten große Mengen an Geröll zurück, und auf der Nasswiese lagerte sich Schwemmsand ab. Allmählich erobern sich die biotoptypischen Pflanzen diesen Lebensraum zurück. Doch nicht nur diese. Auch Neophyten, vor allem Drüsiges Springkraut und Japanischer Staudenknöterich beginnen sich auszubreiten, zumindest dort, wo ihre Entwicklung nicht durch die Mahd unterbrochen wird.


Frühjahr an der Großen Biela

Natürliche Gewässerdynamik ist kaum noch irgendwo so gut zu beobachten wie hier an der Großen Biela. Bei jeder größeren Frühjahrsschmelze verlässt ein Teil des Wassers das Bachbett und verteilt sich im Auewald. Ein wirklich eindrucksvolles Bild, wenn die Frühlingssonne durch die noch kahlen Erlenwipfel scheint und sich in den vielen Bachverästelungen spiegelt! An einigen der ufernahen Schwarz-Erlen kann man seit dem Hochwasser 2002 noch erkennen, was diesen Bäumen ihre Standfestigkeit am Bachufer verleiht: als einzige heimische Baumart ist sie in der Lage, auch im nassen Milieu lange Wurzeln zu treiben, teilweise sogar unter dem Gewässerbett hindurch! Langgestreckte Luftzellen in den Wurzeln machen dies möglich. Zum Glück sind die Aufräumbrigaden, die von solchen Dingen wenig Kenntnis besaßen, nach dem Hochwasser nicht bis in diesen Teil des Flora-Fauna-Habitat-Gebietes vorgedrungen. An fast allen Gewässern fielen auch und gerade Erlen den Motorsägen zum Opfer, obwohl sie doch in hervorragender Weise den Fluten getrotzt hatten.

Talabwärts an der Großen Biela befand sich seit dem 19. Jahrhundert ein Fischzuchtbetrieb. Die meisten der kleinen Anzuchtteiche liegen inzwischen trocken oder beherbergen eine rudimentäre Verlandungsvegetation, u.a. mit Wasser-Schwertlilie. Der Große Teich steht heute als Flächennaturdenkmal unter Schutz. Beim Hochwasser 2002 brach der Teichdamm. 2006 erfolgte die Instandsetzung dieses wertvollen Gewässers, dessen Uferbereiche inzwischen wieder von Grasfröschen, Erdkröten und Bergmolchen zum Laichen genutzt werden.

Die Nordostecke der an den Teich anschließenden Talwiese ist ein nasser Binsensumpf mit einigen Restexemplaren Breitblättriger Kuckucksblume und reichlich Bach-Nelkenwurz. Seit 1997 mäht die Grüne Liga Osterzgebirge diese Fläche.


Breitblättrige Kuckucksblume