Anfang/Mitte der 1990er Jahre bekam in der Bachaue der Kleinen Biela ein seit langem in Naturschutzkreisen für seine Artenvielfalt bekanntes Grundstück neue Eigentümer, die sich für den Erhalt dieser bunten Wiesenfülle interessieren und engagieren. Seit 1995 gibt es einen kleinen Pflegeplan für den ursprünglich nur knapp vier Hektar großen, aber sehr strukturreichen Flecken Erde, und seit 1996 kommen in jedem Juli viele freiwillige Helfer hierher zum "Heulager" der Grünen Liga Osterzgebirge, um diesen Pflegeplan umzusetzen. Vieles wurde seither mit den Naturschutzeinsätzen im Bielatal erreicht: bei naturinteressierten Menschen aus nah und fern Begeisterung für das Ost-Erzgebirge geweckt, Erfahrungen von älteren auf junge Teilnehmer weitergegeben (z.B. wie man eine Sense handhabt), ökologisches Wissen vermittelt, gemeinsames praktisches Handeln bei lokalen wie globalen Problemen angeregt. Und - natürlich nicht zu vergessen - konnten durch die Hilfe vieler "Heulagerer" die Bielatalwiesen in ihrer Pracht erhalten werden.
Dabei sah es anfangs gar nicht so gut aus. Nach jahrelanger Brache hatten sich auf den Nasswiesen dichte Binsenteppiche ausgebreitet und die Bestände an Breitblättriger Kuckucksblume auf wenige Exemplare zusammenschrumpfen lassen. Sonnentau und Fettkraut waren schon auf der Strecke geblieben. Nicht viel anders sah es auf den Bergwiesenbereichen aus. Hier verdrängte vor allem das Weiche Honiggras mit seinen Ausläufern die konkurrenzschwächeren Arten. An anderen Stellen breiteten sich Him- und Brombeeren aus, was dem Stattlichen Knabenkraut den Lebensraum unwiederbringlich wegnahm. Es schien nur noch eine Frage weniger Jahre, dass auch der Sterndolde, dem Fieberklee, dem Hunds-Veilchen und einigen weiteren seltenen Arten dieses Schicksal widerfahren wäre.
Auf der rechten Bielaseite, etwas oberhalb des heutigen Bachniveaus, erstreckt sich eine etwa einen Hektar große Nassfläche. Um möglichst große Vielfalt zu sichern (auch für die vielen Wirbellosen, die unterschiedlichste Pflanzenarten und -strukturen bevorzugen), und um darüberhinaus langfristig die Entwicklung der Vegetation verfolgen zu können, wurde die Nasswiese in drei Teilflächen eingeteilt. Besonders im Herbst/Winter fällt dies auf. Der linke Streifen wird alljährlich gemäht. Der vorherige Teppich aus Spitzblütiger Binse ist deutlich zurückgegangen und hat mehreren Seggenarten und Schmalblättrigem Wollgras Platz gemacht. Einige Dutzend Breitblättrige Kuckucksblumen konnten sich wieder ansiedeln. Der benachbarte Wiesenstreifen hingegen wird gar nicht gemäht und hat sich erwartungsgemäß zu einer von Mädesüß dominierten Hochstaudenflur entwickelt. Bemerkenswert, wenn auch nicht sonderlich überraschend, ist, dass Gehölzarten in dieser dichten Staudenvegetation kaum Chancen zur Keimung haben. Die Wiederbewaldung verläuft auf solchen Standorten extrem langsam. Ganz anders hingegen ist die Situation auf dem rechts angrenzenden, waldnahen Streifen. Hier wird alle zwei Jahre gemäht. Das erhält zwar ungefähr den Ausgangsbestand an Pflanzen, aber nach der Mahd finden die Samen der Schwarz-Erlen gute Keimbedingungen. Im zweiten Jahr dann hindert keine Sense ihre Entwicklung. Die Nährstoffbedingungen sind gut - angesichts von mindestens 20 Kilogramm Stickstoff pro Jahr und Hektar aus Auto- und anderen Abgasen - und ausreichend für mehr als einen Meter lange Jahrestriebe. Bei der nächsten Mahd wird es dann schwierig, die Erlen noch in den Griff zu bekommen.
Auf der anderen Bielaseite erstreckt sich im Tal eine ebenfalls etwa einen Hektar große Bergwiese. Durch den unterhalb angrenzenden Waldbestand sammelt sich in dieser Senke bei windstillem Wetter die (spezifisch schwerere) Kaltluft und schafft hier in nur 450 m Höhenlage ökologische Bedingungen, wie sie sonst erst weiter oben im Gebirge zu finden sind. Diese "Tal-Bergwiese" wird von Köppernickel (Bärwurz) beherrscht, wobei die Art seit Beginn der Mähnutzung immer kleinere Flächenanteile einzunehmen scheint. Im submontanen Höhengürtel ist der Bärwurz offenbar etwas mahdempfindlich, während seine Konkurrenzfähigkeit weiter oben im Gebirge durch sommerliche Heumahd nicht weiter beeinträchtigt wird. Gefördert wurden durch den alljährlichen Einsatz der Heulagerhelfer hingegen ganz eindeutig zwei weitere typische Bergwiesenarten, nämlich der gelbblühende Weiche Pippau und die rosafarbene Perücken-Flockenblume. Letztere kann als Charakterart des Müglitztalgebietes gelten und ist sowohl im Hochsommer als auch während einer zweiten Blütenphase im Herbst unübersehbar.
Mahd allein garantiert keine Rückkehr der Artenvielfalt auf Wiesen. Wichtige Helfer können dabei zum Beispiel Schafe sein, die in ihrer Wolle, zwischen ihren Hufen und auch im Darm zahlreiche Pflanzensamen ("Diasporen") transportieren. Nicht nur dies, mit ihren Klauen treten sie kleine Keimnischen, ohne mit großem Gewicht die Bodenstruktur zu stören. Und eine Nachbeweidung mit Schafen hilft, den Herbstaufwuchs der Vegetation kurz zu halten. dies ist gerade für konkurrenzschwache Frühjahrsblüher wichtig, denen es schwer fällt, einen von Schnee verdichteten Grasfilz zu durchstoßen. All dies zeigt die große Wiese an der Bielatalstraße, die sich zu einem sehr bunten Biotop entwickelt hat. Kaum noch zu glauben: Als die Grüne Liga hier 1997 die erste Pflegemahd durchführte, hatte sie teilweise mit einem anderthalb Meter hochwüchsigen Dschungel von Wiesen-Kerbel, Brennnessel und Knaulgras zu kämpfen. Vorher war die Fläche einige Jahre zur Gülleentsorgung missbraucht und der dadurch forcierte Aufwuchs nicht genutzt, sondern nur gemulcht worden. Heute bietet sich ein ganz anderes Bild. Selbst kleine, konkurrenzschwache Arten wie Kreuzblümchen, Heide-Nelke, Thymian und Großer wie Kleiner Klappertopf fühlen sich wieder wohl. Im Feuchtbereich in der Mitte der Wiese wurden aus drei Kuckucksblumen-Exemplaren dreihundert. Doch da wurde auch etwas nachgeholfen: Wenn während des Heulagers das Wetter günstig ist, bringt der Förderverein für die Natur des Osterzgebirges einen Ladewagen voll frisch geschnittenen Geisingbergwiesen-Mähgutes, und die Helfer der Grünen Liga trocknen hier daraus Heu. Beim Wenden des Grases und der Kräuter fallen deren Samen aus und können nun hier keimen. Wiedergekommen sind dadurch u.a. auch Sterndolde und Hain-Wachtelweizen. Solche genetischen Auffrischungen sind wahrscheinlich sehr wichtig, doch leider in der heutigen Landschaft selten geworden. Funktionierender Biotopverbund gehört zu den größten Herausforderungen des Naturschutzes.
Um den Lebensraum Bielatal zusätzlich aufzuwerten, haben die Freunde der Grünen Liga in den letzten Jahren außerdem eine straßenbegleitende Hecke (unter anderem mit einigen Wildäpfeln und Wacholdern aus osterzgebirgischer Herkunft) gepflanzt, einen kleinen Leichtümpel gegraben, Kopfweiden gesteckt und noch viele weitere praktische Naturschutzmaßnahmen realisiert.
Sechsuhrfünfundvierzig. Machen die Amseln wieder einen Lärm heute Morgen! Na, besser als die Baukräne zu Hause vorm Wohnblock.
Eigentlich ist ja Urlaub, aber wer noch vorm Frühstück einen Platz unter der Dusche bekommen will, sollte jetzt raus aus dem Zelt. Der Abend am Lagerfeuer war wohl doch wieder ein wenig zu lang gewesen.
Wie machen die fleißigen Küchenfeen das nur? Ellen hat den Frühstückstisch wieder schon gedeckt. Dabei wollte ich mir doch damit heute meine "Essenspunkte" verdienen. Nun, da werde ich wohl bald mal wieder dran sein mit abwaschen. Mann, ist hier wieder aufgetafelt! Was is'n das für Marmelade? Holunder-Rhabarber? Oh ja, schieb mal rüber! Nee, die Nutella ist leer.
Ah, jetzt kommt die Arbeitsansage. Für Nachmittag ist Regen angekündigt? Das Spiel kennen wir doch noch vom letzten Jahr: Plane runter, Heuhaufen breitmachen, Wolke am Himmel, Heuhaufen zusammenrechen, Plane wieder drüber, Wolke weg, Heuhaufen breitmachen ... Ach nee: Pressen ist schon angesagt. Also das ganze Heu erstmal nur "breed'n", wie die Sachsen sagen, nachher auf dünne "Schlodn" ziehen. Ausdrücke haben die hier!
Halt, was - Sensen? Ja ich, hier! Mädesüßwiese, am Bach unter der Streuobstwiese? Helge aus Leipzig ist dabei, der kommt ja seit Jahren hierher und wird's mir zeigen.
Neunuhrfünfzehn. Eigentlich logisch, warum die Alten immer früh um fünf mit ihren Sensen auf die Wiesen gezogen sind. Wird jetzt schon ganz schön heiß hier. Und diese elenden Bremsen! Hey, ich krieg ja gar keine Blasen mehr beim Sensen. Es schneidet sich auch richtig gut heute. Das muss eine von den Sensen sein, die gestern der Freitaler Dengelmann bearbeitet hat.
Hallo Sigmar, hallo Christoph! Lange nicht gesehen - das letztemal beim letzten Heulager. Wie geht's? Und wer seid ihr? Ähm, yes, I do, a little. From Australia, really? Welcome to hay camp! We are mowing meadows with ... Mist, was heißt denn "Sense" auf Englisch?
Uff, eigentlich könnte mal jemand mit was zu Trinken vorbeikommen. Melanie, klasse, kannst du Gedanken lesen? "Grüne-Liga-Streuobst-Apfelsaft", das muss die Ernte vom letzten Oktober sein. Wo war das gleich, wo wir die Äpfel gesammelt hatten? Osek? Genau, das alte Kloster.
Na Kleiner, du hast jetzt aber Glück gehabt, dass ich die Sense wohl doch immer etwas zu hoch durch die Binsen ziehe. Kann mir jemand sagen, was das für ein Frosch ist? Kein Frosch, sondern eine Erdkröte? Hahaha, nicht in den Mund stecken, weil die Haut giftig ist! Auf Ideen kommen die Ökofreaks hier ...
Auf der Schafkoppel blökt's, sicher bringen die Kinder gerade wieder was zu Fressen. Da muss ja auch für uns endlich Mittag sein. Mal sehen, was Britta und Borges heute gezaubert haben. Von wegen, zum Mittag gäbe es hier immer nur einfache Kost!
Die Sonne sticht ganz schön heiß. Jaja, der Klimawandel. Tatsächlich, machen sich die trockenen Sommer schon bei den Pflanzen bemerkbar? Doch, die schütteren Buchenkronen habe ich gestern im Weicholdswald auch bemerkt, die sehen nicht gesund aus. Aber unsere Solaranlage hier auf dem Dach freut sich. Gehört dir auch ein Stück davon? Ich hatte damals zwei Anteile gekauft. Da müsste doch inzwischen einiges an Einspeisevergütung zusammengekommen sein. Ungefähr die Hälfte der Heulager-Verpflegungskosten können davon bezahlt werden, was die Anteilseigner von ihren Einnahmen spenden - hatte das nicht Andreas vorgestern bei der Bielatal-Solar-Versammlung erzählt? Okay, weiter geht's. Jetzt also Heuballen ins Trockene bringen. Praktisch, diese kleinen Dinger, 20 Kilo, das kann man ganz gut bewältigen.
43, 44, 45 - wie viele solche Ballen kommen denn noch? Langsam reicht's. Aber dort hinten bauen sich tatsächlich paar Wolken am Himmel auf, da wird Thomas sicher wieder die Heupresse rattern lassen bis zum Umfallen - oder bis zu den ersten Tropfen. Na klar, ich hatte's geahnt: Kaffeetrinken verschoben, erst muss das Heu rein. Komm Kathrin, wir nehmen die Heuballen lieber zu zweit. Sind ja immerhin 20 Kilo!
Sechzehnuhrfünfundvierzig. Geschafft! Erstmal fix ins Schwimmbad hüpfen, das Heu piekst überall. Dann einen ordentlichen Kaffee. Wetten, dass Sarah wieder Kuchen gebacken hat. Nein, Cora war's, einen ganzen Eimer Kirschen hat sie dazu geerntet und entsteint. Lecker!
Was steht heute Abend eigentlich auf dem Programm? Ach, heute ist doch der "Madagassische Abend"! Todi will kochen. Und von seinem Aufforstungsprojekt in Madagaskar Dias zeigen. Hoffentlich bin ich da noch nicht zu müde. Morgen früh holt einen die Amsel doch wieder so früh aus dem Schlaf!