Startseite | Inhaltsverzeichnis

Spechtritzgrund

Üblicherweise wird mit dem Namen "Rabenauer Grund" der Talabschnitt unterhalb der Rabenauer Mühle bezeichnet, während oberhalb die Weißeritz durch den "Spechtritzgrund" fließt. Der Landschaftscharakter ändert sich zunächst wenig, die Zahl der Besucher ist auf dem hier etwas beschwerlicheren Talweg deutlich geringer. Beiderseits türmt sich auch hier der Gneis auf ("Schanzenfelsen" auf der rechten Talseite), der Wanderweg führt hier noch - wie vor über hundert Jahren auch im Rabenauer Grund - stellenweise über Felsvorsprünge, die in den Bach hinein ragen.


Strudeltopf in der Roten Weißeritz

Bemerkenswert sind zwei Flussabschnitte der Roten Weißeritz mit mehr oder weniger gut erhaltenen Relikten von so genannten Strudeltöpfen. Damit diese entstehen können, sind einige besondere Konstellationen notwendig. An der Gewässersohle muss relativ erosionsbeständiges Gestein anstehen. Durch Verwirbelungen im Wasser können Sand, Kies und Steine anfangen zu rotieren. Dies muss auf engem Raum und über längere Zeit geschehen. Dadurch werden in den Felsuntergrund erst muldenförmige und später kessel- oder topfförmige Vertiefungen eingeschliffen. Bleiben einzelne Gerölle längere Zeit in diesem Strudeltopf, so können diese vollkommen kugelig und glatt geformt werden. Diese abgerundeten Gerölle werden als Strudelkerne bezeichnet. Zu finden sind diese geologischen Zeugen vergangener Zeiten (keiner dieser Strudeltöpfe ist mehr aktiv) ca. 500 Meter südlich der ehemaligen Felsenmühle Spechtritz (Ruine), sowie ca. 500 Meter nördlich des Haltepunktes Spechtritz an einer markanten Flussbiegung. Hier queren jeweils steil einfallende Felsrippen das Gewässerbett, mit zahlreichen Resten von Strudeltöpfen. Der am besten und fast vollständig erhaltene Strudeltopf von etwa einem Meter Durchmesser befindet sich im südlichen Vorkommen direkt am westlichen Ufer und kann vom Talweg aus sehr gut eingesehen werden.

Der Bachabschnitt an der Einmündung des Lübauer Gründels, wo der Borlasbach in die Rote Weißeritz mündet, trägt den Namen "Goldstampfe". Die von beiden Bächen aus den Grundschottern von Dippoldiswalder, Paulsdorfer und Höckendorfer Heide ausgespülten Goldpartikel haben sich hier abgelagert und soweit angereichert, dass vor einigen Jahrhunderten Goldwäscher (der Legende nach "Walen", also wahrscheinlich Italiener) hier ihr Glück versuchten. Ob sie damit tatsächlich so erfolgreich waren, wie die Sage berichtet, darf bezweifelt werden. Der Anteil des Edelmetalls hier im Bachkies ist sehr gering. Dies kann natürlich zu Beginn der Besiedelung der Gegend noch anders gewesen sein. Der noch unverbaute, naturbelassene Bachlauf dürfte mit zahlreichen Kolken (Stillwasserbereichen), Strudellöchern und Bibersümpfen deutlich günstigere Sedimentationsbedingungen geboten haben als die seit langem für Flösserei, Mühlenbetrieb und Hochwasserschutz gezähmte Weißeritz heutzutage. Auch wenn sich dem Naturfreund im Spechtritzgrund noch ein vergleichsweise naturnaher Eindruck des Bachbettes bietet, handelt es sich doch um ein über Jahrhunderte von Menschenhand mitgeformtes Gewässer.

Südöstlich vom (ehemaligen) Bahnhof Seifersdorf lohnt sich ein Blick auf die Felswand östlich der Bahnstrecke. Es ist ein schöner Gneisaufschluss mit nur leicht nach Nord bzw. Nordost einfallender "Schieferung" (Textur), so dass sich kleinere Felsabsätze bilden können, aber mit fast senkrecht einfallender - auch für den Laien deutlich sichtbaren - Klüftung. An der Felswand neben den Gleisen findet man kleine, "grasartige" Büschel des unauffälligen Nördlichen Streifenfarns. Diese seltene Art benötigt sonnenbeschienene Felsen in luftfeuchten Tälern. Auf der Felskuppe stockt ein artenarmer, bodensaurer Trauben-Eichenwald mit Drahtschmiele. Die Wuchshöhe der Eiche nimmt ab, je steiler der Standort wird. Auffallend ist der recht zahlreich vertretene Besenginster, der im Frühjahr gelb blüht, im Wald an der Felswand und teilweise auch am Bahndamm.