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Planwiese, Predigtstuhl

Das Kerbtal des Rabenauer Grundes ist so schmal, dass der Bach keine richtige Talaue und, trotz seiner vielfachen Windungen, nur wenig ausgeprägte Gleithänge bilden kann. Entsprechend rar sind ebene Flächen. Insofern stellt die kleine "Planwiese" eine Ausnahme dar, da es sonst kein Grünland gibt. Allerdings kann heute auch hier nicht mehr von einer "Wiese" die Rede sein. Früher handelte es sich um eine artenreiche Kohldistelwiese, wegen ausbleibender Mahd ist daraus mittlerweile eine feuchte Staudenflur bzw. Saumgesellschaft geworden mit Wiesen-Knöterich, Mädesüß, Gewöhnlichem Gilbweiderich, recht viel Frauenfarn und Zittergras-Segge. Durch die Wegebaumaßnahmen wurde der Randbereich beeinträchtigt.

Unterhalb der Planwiese befinden sich am Hangfuß neben dem Talweg zahlreiche temporäre Sickerquellen, die durch das Vorkommen des Gegenblättrigem Milzkrautes gekennzeichnet sind, ein typischer Zeiger für Waldquellstandorte.


Blick vom Sagenweg in den Rabenauer Grund

Den Talgrund kann man auf mehreren, z.T. steilen Wegen verlassen. Neben der erwähnten Somsdorfer Klamm sind dies u.a. der "Nixensteig" (Weg nach Lübau) sowie der "Sagenweg" nach Rabenau. Hier ist die Vegetationsabfolge von den edellaubholzreichen Unterhängen mit üppiger Bodenvegetation zu den artenärmeren Buchenwäldern mit einer zunehmend schütteren Pflanzenwelt an den Oberhängen gut zu beobachten. Das kühlfeuchte, ausgeglichene Klima des Talgrundes sowie die an den Hangfüßen abgelagerten Nährstoffe ermöglichen es den Eschen und Ahornen, beachtliche Wuchshöhen von 30 bis 40 Metern zu erreichen (die einstmals hier vorhandenen Weiß-Tannen sollen noch größer geworden sein, doch die Abgase der Dampfeisenbahn haben ihnen schon vor etlichen Jahrzehnten das Leben ausgeblasen). Auf dem Weg zum Licht drängen sich die (bisher) dicht nebeneinander gewachsenen Bäume gegenseitig in die Höhe. An den felsigen oder blockreichen Talhängen werden die Wachstumsbedingungen immer schlechter und die Baumhöhen immer geringer. Gleichzeitig schaltet sich mit zunehmender Hanghöhe die Eiche erst als Neben-, dann als Hauptbaumart mit ein, auf den Felsbastionen tritt die anspruchslose Kiefer hervor.

Markante Felsklippen, die teils in freistehenden Felstürmen gipfeln ("Predigtstuhl", "Brautbett"), prägen das Bild. Die Schroffheit der Felsgebilde wird durch die steilen, fast senkrecht gestellten Gesteinspakete des Gneises unterstrichen. Hier finden sich auch noch Reste einer mittelalterlichen (möglicherweise sogar noch älteren) Burganlage. Am Oberhang, unterhalb der Siedlung Waldfrieden, führt ein Weg weiter zur "Vogelstellige", einem weiteren Felsen. Vogelfang war auch im Ost-Erzgebirge bis weit ins 20. Jahrhundert hinein verbreitet. Die "auf den Leim gegangenen" Singvögel wurden einerseits verspeist, andererseits aber auch - in Zeiten, als es noch keine Radios und Fernseher gab - in Vogelbauern gehalten.

Weißeritztalbahn

Die 1881 - 1883 gebaute Weißeritztalbahn gilt als die dienstälteste Schmalspurbahn und findet daher bei Eisenbahnfreunden besondere Beachtung. Aber auch Ausflügler, die sich weniger für die Technik als für die reizvolle Natur beiderseits des Schienenstranges interessieren, nutzten gern diese Möglichkeit. 2001 beging die Grüne Liga Osterzgebirge ihr zehnjähriges Jubiläum mit einer Fahrt in historischen Sonderwagen.


Zehn-Jahres-Feier der Grünen Liga Osterzgebirge im Mai 2001 im historischen Weißeritztalbahnwagen

Ursprünglich diente die Weißeritztalbahn - wie die meisten Strecken der Gegend - vor allem dem Gütertransport. Die Industriebetriebe im Tal der Roten Weißeritz, von den Rabenauer Sitzmöbelfabriken bis zum Schmiedeberger Gießereiwerk, waren auf die Bahn angewiesen. Noch zu DDR-Zeiten hatte die Strecke eine gewisse Bedeutung für den Güterverkehr ("Huckepacktransport" von Normalspurwaggons). Schon bald nach der Erweiterung der Strecke bis Kipsdorf kamen aber auch zunehmend Sommerfrischler, etwas später Winterurlauber per Zug ins Gebirge. Nach 1990 war die Weißeritztalbahn fast ausschließlich nur noch eine Touristenattraktion, ein wirtschaftlicher Betrieb angesichts leerer Waggons an Wochentagen eigentlich kaum zu realisieren.

Dann kam das Hochwasser 2002 und zerstörte (wie schon andere Hochwasserereignisse Jahrzehnte zuvor) die Bahn auf weiten Strecken. Insbesondere im Rabenauer Grund bot sich den Eisenbahnfreunden ein Bild der Verwüstung. Mit Spendengeldern konnte eine Interessengemeinschaft zwei relativ unbeschadete Teilstücke wiederherstellen und bietet seither dort gelegentliche Sonderfahrten an, damit das Thema nicht in Vergessenheit gerät.

Derweil verkündeten Lokal- und Landespolitiker lautstark ihre Entschlossenheit, den öffentlichen Wunsch nach Wiederaufbau der Weißeritztalbahn schnellstmöglich umzusetzen - zumindest während diverser Wahlkämpfe. Unter viel Medienrummel erfolgte im September 2004 der "Erste Spatenstich" mit dem sächsischen Wirtschaftsminister. Danach passierte: nichts. Diverse Behörden schoben immer neue bürokratische Gründe vor, die dem Wiederaufbau entgegenstünden.

Dies führte schließlich zu beträchtlichem öffentlichen Unmut, geäußert unter anderem bei mehreren Demonstrationen der Freunde der Weißeritztalbahn. Das wirkte dann doch, und seit November 2007 wurde mit einigen Sanierungsarbeiten begonnen. Es scheint derzeit so, dass die Weißeritztalbahn möglicherweise Ende 2008 wieder rollen könnte.

Nicht wenige Naturfreunde sehen die Entwicklung mit gemischten Gefühlen. Einerseits handelt es sich durchaus um ein erhaltenswertes Kulturgut, dem möglicherweise sogar auch mal wieder eine Funktion als Verkehrsmittel zukommen könnte. Andererseits waren und sind mit der Weißeritztalbahn auch nicht wenige negative Auswirkungen auf die Natur verbunden. Das gilt vor allem für den landschaftlich besonders reizvollen, aber auch besonders sensiblen unteren Abschnitt. Wie in anderen Tälern verursachten die Abgase der Dampfrösser auch im Rabenauer Grund nicht unbeträchtliche Schäden, z.B. den Verlust der Weiß-Tannen. Großzügiger Herbizideinsatz zum Freihalten der Stecke von Pflanzenbewuchs tötete immer wieder auch seltene Arten.

Auch der Wiederaufbau wird, trotz aller guten Absichten der Planer, nicht ohne neue Narben abgehen in dem in den letzten Jahren ohnehin arg geschundenen Naturschutzgebiet. Die Fällung von über 400 Bäumen im Januar 2006 sollte auch der Verkehrssicherung für die Bahn dienen, und angesichts deutscher Sicherheitsvorschriften werden das nicht die letzten Verkehrsopfer unter den Bäumen im Rabenauer Grund gewesen sein.