Einer der wenigen Orte, der die Sohle des Weißeritztales erreicht, ist Schönfeld. Zwischen dem 719 Meter hohen Rennberg und der hier bei 570 Meter über NN liegenden Weißeritzaue steigt das nur knapp zwei Kilometer lange Waldhufendorf steil in einem Seitentälchen aufwärts. Hangterrassen, teilweise als beachtliche Steinrücken ausgebildet, gliedern die Flur. Am Rennberg (Naturlehrpfad) finden sich einige schöne Bergwiesenbereiche, ansonsten hat das Grünland jedoch viel von seinem einstigen Artenreichtum eingebüßt.
Die geologische Karte verzeichnet in der Umgebung von Schönfeld ein ziemlich buntes Mosaik. Darin eingebettet liegt etwas Steinkohle, die dem Ort bis 1937 einen (bescheidenen) Bergbau ermöglichte. Ein Schacht im Oberdorf sowie zwei ins Weißeritztal mündende Stolln erschlossen das Vorkommen.
Dr. Werner Ernst, Kleinbobritzsch
Geologen datieren die Entstehung der Kohlelagerstätte ins mittlere Oberkarbon, vor rund 310 Millionen Jahren. Damals hob sich als langgezogener Bergkamm der Erzgebirgssattel des Variszischen Gebirges das ("Ur-Erzgebirge") heraus. Hoher Druck und hohe Temperaturen führten zur Umwandlung (Metamorphose) aller bisher gebildeten Gesteine. Granitische Schmelzen drangen in die Erdkruste und erkalteten allmählich. In Senken und Trögen sammelte sich der Abtragungsschutt des aufsteigenden Gebirges. Begünstigt durch ein tropisches, warm-feuchtes Klima bildeten sich Waldsumpfmoore mit einer üppigen Vegetation von Farnen und Farnsamern, Bärlappen (Sigillarien), Schachtelhalmen (Calamiten) und Cordaiten (Vorläufer der späteren Nadelbäume). Sie alle lieferten nach ihrem Absterben große Mengen pflanzliche Substanz, die später - zugedeckt von jüngeren Schlamm- und Sandablagerungen und abgesenkt - Kohleflöze bildeten.
Aber damit noch nicht genug! Das späte Erdaltertum war eine sehr unruhige Zeitepoche: vertikale und horizontale Bewegungen und Erschütterungen, die sicher auch mit Erdbeben verbunden waren, führten zu Zerrungen der Erdkruste. Zerbrochene Schollen sanken grabenartig ein. In Spalten drang Magma empor und schuf bei Ausbrüchen an der Erdoberfläche Vulkanbauten, z.B. Porphyr-Quellkuppen. Manchmal blieb es aber auch in der Tiefe stecken und erkaltete dort zu "porphyrischem Mikrogranit" (Granitporphyr). Die dabei auftretenden hohen Temperaturen, die sich auch der weiteren Umgebung mitteilten, trugen ihrerseits zur stärkeren und rascheren Inkohlung der erwähnten Flöze bei. So entstand der hochinkohlte Anthrazit.
Allerdings hat die spätere, jahrmillionenlange Abtragung den ganzen oberen Teil des herausgehobenen Gebirges (und mit ihm auch etwa vorhandene kohleführende Ablagerungen) zerstört. Nur an wenigen Stellen sind Reste dieser Steinkohlevorkommen innerhalb des Ost-Erzgebirges erhalten geblieben. Am bekanntesten und wirtschaftlich bedeutendsten waren die Lagerstätten um Olbernhau und Brandov/Brandau. Aber eben auch hier im Gebiet der Wilden Weißeritz wurde man fündig, wobei die Abbaubedingungen eher ungünstig waren.
Die Oberkarbon-Gesteine werden hier, bei vollständiger Ausbildung, etwa 230 m mächtig. Dem Gneis des Grundgebirges liegen grobe Konglomerate (Sand- und Tonsteine) auf, die durch Flusstransport entstanden sind. Über dieser vorporphyrischen Stufe (jetzt: "Putzmühlenschichten") liegt ein grünlichgrauer Quarzporphyr ("Schönfeld-Rhyolith"), der früher bei Hermsdorf und Seyde in Steinbrüchen abgebaut wurde und den man als Werkstein an den Untergeschossen mancher heimischer Bauten wiederfindet. Über dem Porphyr liegt die nachporphyrische Stufe (heute: "Schönfelder Schichten und Mühlwald-Horizont") mit etwa 50 bis über 100m mächtigen, etwas feineren Trümmergesteinen, die lokal vier Steinkohlenflöze einschließen. Ihre Mächtigkeit wechselt örtlich stark, nämlich zwischen zwei Zentimetern und zwei Metern (von oben nach unten: Walther-Lager, Hauptflöz, Jacober Flöz und Römer-Lager). Abgebaut wurden nur die beiden mittleren Flöze. Über dem ganzen Schichtkomplex liegt, gleichsam als schützende Decke, der harte Teplitzer Quarzporphyr, der ein wenig jünger ist und den Steilhang oberhalb von Schönfeld (Rennberg) bis hin zum Harten Stein bei Ammelsdorf bildet.
Entdeckt wurde die Schönfelder Steinkohle wohl zufällig. Als Beginn des Bergbaues wird in mehreren Quellen das Jahr 1761 genannt. Zunächst scheint es aber bei einem Bergbauversuch geblieben zu sein, denn J. F. W. von Charpentier (1778) fand Steinkohle-Brocken und dunkelgrauen Schiefer nur auf einer Halde. Die Kohle sei damals "von keiner brauchbaren Güte befunden worden". Aber immer wieder haben die einheimischen Bergleute ihr Glück versucht und es schließlich auch gefunden. Gleichwohl kam es wiederholt zu jahrelangen Unterbrechungen des Grubenbetriebes.
Für einige Betriebsperioden in Schönfeld sind die Förderzahlen (das "Ausbringen") genau bekannt. Die Zahlen schwanken für die einzelnen Jahre sehr stark. Während der gesamten Betriebsdauer sollen insgesamt 17.000 t Steinkohle gewonnen worden sein. Die ausgehauenen Hohlräume sollen 13.000 Kubikmeter betragen. Beschäftigt waren immer nur wenige Bergleute, z.B. 1887: 1 Beamter und 6 Arbeiter, um 1930: acht Mann. Ab und zu wechselten die Besitzer. Ursprünglich gehörte das Bergwerk der Kommune. 1799 kaufte es die Altenberger Zwitterstocks - Gewerkschaft. 1863 wurde es Staatseigentum ("Fiscalisches Anthrazitwerk zu Schönfeld und Zaunhaus"); 1921 - Anthrazitwerk Schönfeld. Auch nach der Zwangsversteigerung 1932 gab es noch Besitzerwechsel. Ende Mai 1935 ging das Anthrazitwerk "Glückauf" außer Betrieb, 1937 erfolgte die endgültige Stilllegung. Zum "Grubengebäude" (gesamte ober- und untertägige Anlagen) hatten sieben Schächte (32 m tief) und zwei FörderStolln (Tiefe-Hilfe-Gottes-Stolln und Mittel-Stolln) gehört. Verwendet wurde die Kohle in den Kalköfen von Hermsdorf, Zaunhaus und Borna sowie im Schmiedeberger Eisenwerk. Leider war die Qualität der anthrazitischen Glanzkohle (86% Kohlenstoff) teilweise durch hohe Aschegehalte gemindert.
Ein großzügiges Erkundungs-Bohrprogramm 1957/58 brachte einen beträchtlichen geologischen Erkenntniszuwachs, allem in Bezug auf die Lagerungsverhältnisse. Zu einer Aufwältigung der alten Stolln und Schächte kam es hier aber ebenso wenig wie im Falle von Brandov.
Schließlich sei noch erwähnt, dass im Jahre 1810 am Steilhang oberhalb der Essigmühle im Weißbachtal bei Seyde ein Stolln in den Berg getrieben und weiter oberhalb ein Versuchsschacht niedergebracht worden waren. Die Lokalität wird heute gern als geologischer Exkursionspunkt angenommen und das Haldenmaterial von Paläontologen und Sammlern auf Pflanzenabdrücke durchsucht.