(Auf vielen Landkarten, zum Beispiel denen des Sächsischen Landesvermessungsamtes, ist die höchste Erhebung zwischen Mulde und Gimmlitz mit "Drachenkopf" bezeichnet. Für die Einheimischen war und ist dieses 805 m hohe Massiv allerdings der Kannelberg. Drachenkopf hingegen heißt lediglich ein Felsen am Fuße des Kannelberges.)
Beim Betrachten der Geologischen Karte fällt ein geradewegs von Süd (bei Litvínov/Oberleutensdorf) nach Norden verlaufendes Band auf, das sich bei Hartmannsdorf mit einem zweiten, gleichartigen aber schmaleren, von Nassau über Frauenstein heranziehenden Streifen vereinigt und schließlich am Dippoldiswalder Schwarzbachtal endet. Es handelt sich um Granitporphyr - heute nennen die Geologen das Gestein "Porphyrischer Mikrogranit". Während der Variszischen Gebirgsbildung, am Ende des Karbons (vor rund 300 Millionen Jahren) drang aus einer langen Spalte saures Magma aus dem oberen Erdmantel auf, gelangte recht weit hinauf ins Variszische Gebirge, erreichte aber nicht ganz die Erdoberfläche. Beim Erkalten des Magmas wurde daraus also weder ein richtiges Tiefengestein (Granit) noch ein Ergussgestein (Porphyr) - sondern eben Granitporphyr.
Genauso wie auf der Geologischen Karte fällt dieser Granitporphyrstreifen auch in der Landschaft auf, nämlich als überwiegend bewaldeter Höhenrücken. Vergleichsweise große Verwitterungsbeständigkeit hat daraus den höchsten Gipfel des Ost-Erzgebirges, den 956 m hohen Wieselstein/Loucná geformt; ebenso liegen Steinkuppe und Kannelberg auf diesem Streifen. Der Frauensteiner Burgfelsen ist Bestandteil des genannten Granitporphyr-Nebenrückens.
Das Gestein ist eigentlich nicht viel ärmer an Mineralstoffen als der im Ost-Erzgebirge vorherrschende und weitgehend landwirtschaftlich genutzte Gneis. Doch vermag die chemische Verwitterung viel weniger, den Granitporphyr anzugreifen, also auch nicht die Mineralien des Gesteins zu Nährstoffen des Bodens umzuwandeln. Zahlreiche Blöcke, wie sie unter anderem auch im Wald des Kannelbergmassivs zu finden sind, machten es den ersten Siedlern unmöglich, solche Flächen unter Pflug zu nehmen. Diese Standorte blieben dem Wald vorbehalten.
Der Wald beiderseits der Mulde wurde nichtsdestotrotz intensiv genutzt. Mangels geeigneter Transportmöglichkeiten verarbeitete man zunächst das Holz gleich im Wald zu Holzkohle. Südöstlich des Kannelberges befand sich solch ein Meilerplatz (einer von ursprünglich Hunderten im Gebiet). Eine Tafel weist den Wanderer darauf hin. Als im 16. Jahrhundert die Mulde bis zum heutigen Holzhau für die Flößerei begradigt und mit Trockenmauern ausgebaut worden war, brachte man im Winter das Holz mit Schlitten ins Tal und schickte es als 1,25 m lange Scheite auf die Reise nach Freiberg. Der Holzbedarf der damals größten Stadt Sachsens - und vor allem der umliegenden Bergwerke - war unersättlich. Als die Waldbestände am Ende des 18. Jahrhunderts weitgehend geplündert waren, machte man sich an die Aufforstung mit Fichtenreinbeständen - so wie fast überall im Erzgebirge mit einem neuen System aus Forstabteilungen, begrenzt von rechtwinkligen Flügeln und Schneisen. Die nachhaltige Versorgung der aufstrebenden Industrie mit Holz konnte gesichert werden, viele einstmals typischen Pflanzen- und Tierarten verloren in den einförmigen Wirtschaftsforsten ihr zu Hause, beispielsweise Auer- und Haselhuhn.
Hier im Holzhauer Revier haben die Fichtenforsten auch die Zeit der Schwefeldioxid-Waldschäden in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts leidlich überstanden. Wieselstein/Loucná, Sprengberg/Puklá skála und Steinkuppe bilden eine breite Pufferzone zu den Braunkohlekraftwerken und Chemiefabriken des Nordböhmischen Beckens. Der damals mit schwefliger Säure angereicherte "Böhmische Nebel" zog außerdem bevorzugt entlang der Süd-Nord gerichteten Täler, während die Mulde hier von Ost nach West fließt.
Heute allerdings kann der aufmerksame Wanderer die Spuren der "Neuartigen Waldschäden" an den Fichten des Kannelberges sehen, insbesondere an den Südhängen. Ursache sind die vor allem aus Kraftfahrzeugmotoren entweichenden Stickoxide, die sich bei starker Sonneneinstrahlung mit Luftsauerstoff zu Ozon verwandeln, das wiederum die Pflanzenzellen angreift. Das erste, auffällige Schadsymptom der Fichten ist eine gelbliche Färbung der Nadeloberseiten, während die (sonnenabgewandten) Nadelunterseiten weiterhin grün bleiben. Besonders gut erkennt man diese Erscheinung im zeitigen Frühjahr, vor dem Maitrieb, wenn man von einem der Hangwege auf unterhalb stehende Fichten herabblicken kann: manche Kronen erscheinen dann fast zitronengelb.
Am schönsten ist der Kannelberg im Winter mit Skiern zu erleben. Auf dem Höhenrücken werden viele Kilometer Loipen gespurt. Westlich der Bergkuppe kreuzen sich diese Loipen am "Holzhauer Langlaufzentrum". Vom höchsten Punkt der Kalkstraße (Abzweig E-Flügel) kann man übrigens bei schönem Wetter entlang der Schneise genau auf die Augustusburg bei Flöha schauen.