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„Grabentour“ zwischen Krummenhennersdorf und Reinsberg


Kunstgraben und Rösche an der „Grabentour“

Die "Grabentour" - ein dreieinhalb Kilometer langes Graben-Röschen-System - wurde 1844 bis 1846 im Zusammenhang mit dem Rothschönberger Stolln angelegt, um Aufschlagwasser zum Betreiben der Bergbaumaschinen zu gewinnen. Das für den Bau des 4. Lichtloches (in Reinsberg) und 5. Lichtloches (zwischen Reinsberg und Kummenhennersdorf) erforderliche Aufschlagwasser zweigte man aus der Bobritzsch ab und führte es 1652 m in einem offenen Graben und 1905 m in Felstunneln (Röschen) am rechten Talhang bis zu den beiden Lichtlöchern. Dieser künstliche Wasserlauf, dem die „Grabentour“ ihren Namen verdankt, diente also nur als Hilfsmittel beim Bau des Rothschönberger Stollns, hatte aber nach dessen Fertigstellung nichts mehr mit ihm zu schaffen. In den 90er Jahren des 20. Jahrhunderts wurde der Graben liebevoll restauriert, d.h. von Schlamm und Unrat befreit, seine mit Natursteinen gesetzten Seitenmauern ausgebessert, stellenweise auch vollständig erneuert.

Ihren Anfang nimmt die "Grabentour" an der Krummenhennersdorfer Wünschmann-Mühle. Diese befindet sich an einem bereits 1195 erwähnten Mühlenstandort. Sie hatte lange Zeit erhebliche Bedeutung für die Brotversorgung der Stadt Freiberg. Das heute noch vorhandene, recht große Gebäude wurde in seiner jetzigen Form Anfang des 20. Jahrhunderts errichtet und bis 1980 als Mühle, dann bis 1995 noch als Bäckerei betrieben. Heute dient es mit seinen gut erhaltenen Ausrüstungen als technisches Museum. Führungen sind möglich und können mit der Gemeindeverwaltung in Halsbrücke vereinbart werden.

Von der Wünschmannmühle aus wandert man der Markierung (blauer Strich) folgend in Nordwestrichtung und kommt zum Mundloch der Felsenbachrösche. Als Rösche bezeichnet man Felstunnel. Nur etwa die Hälfte der Grabentour wurde als offener Graben angelegt, der Rest verläuft unterirdisch. Weitere Röschen sind die Porzellanrösche und die Bornrösche. An den Ein- und Ausgängen befinden sich bergmännisch gemauerte Mundlöcher. In der Mitte des Wanderweges ist die Halde des jetzt verschütteten fünften Lichtloches. Dort gibt es einen Kinderspielplatz.

Am Eingang der Grabentour und etwa in der Mitte der Strecke nach Reinsberg bedeckt die Rote Pestwurz weite Uferbereiche. Die hohe Fließgeschwindigkeit der Bobritzsch und der steinige Untergrund lassen jedoch kaum Schwimmpflanzen aufkommen. Am Ufer ist die Ansiedlung von Wasserpflanzen ebenfalls relativ gering. An ruhiger fließenden Stellen können Wasser-Schwertlilie, Sumpf-Dotterblume und Sumpf-Vergissmeinnicht beobachtet werden. Als häufige Sträucher in unmittelbarer Flussnähe können Pfaffenhütchen, Gewöhnlicher Schneeball und Schwarzer Holunder (vielfach von Hopfen begleitet) genannt werden. Wenn die Bobritzsch (vor allem im Frühjahr) über die Ufer tritt, bringt sie neue Nährstoffe mit und lagert sie ab. Deswegen gedeiht in ihrer unmittelbaren Nähe vielerorts eine üppige Krautschicht, die sich vor allem aus folgenden Arten zusammensetzt: Giersch, Aromatischer Kälberkropf, Rauhaariger Kälberkropf, Große Brennnessel, Drüsiges Springkraut, Japanischer Staudenknöterich, Hain-Sternmiere, Gefleckte Taubnessel, Beinwell, Mädesüß, Geißbart, Knotige Braunwurz, Rote Lichtnelke, Wasserdarm, Kreuzlabkraut, Hallers Schaumkresse, Süße Wolfsmilch, Akelei-Wiesenraute und Holunderblättriger Baldrian, einer Unterart des Echten Baldrians. Erwähnenswert ist eine Zitzenfichte am Ufer der Bobritzsch, die auf Grund ihrer Seltenheit und ihres kuriosen Aussehens unter Naturschutz steht. Sie hat ein Alter von ca. 200 Jahren und wurde vermutlich einst aus Ungarn mitgebracht.

Insbesondere in der Brutzeit der Vögel sollten bei Wanderungen die hier lebenden Tiere möglichst wenig gestört werden.