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Siebentes und Achtes Lichtloch des Rothschönberger Stollns


renovierte Gebäude des Siebenten Lichtloches (im Hintergrund: Halsbrücker Esse)

Das 7. Lichtloch des Rothschönberger Stollns (siehe oben) befindet sich im Nordwesten von Halsbrücke am Rand einer Schwemmsandhalde mit Rückständen aus der Erzaufbereitung aus dem 20. Jahrhundert. Über dem 123 m tiefen Schacht sind heute das hölzerne Treibehaus von 1850, das Huthaus mit Bergschmiede und der Pulverturm noch erhalten. Neben den bergbaugeschichtlich sehr interessanten und in den letzten Jahren mühevoll renovierten oder rekonstruierten Tagesanlagen des früheren Förderungs- und Belüftungsschachtes gibt es hier auch eine bemerkenswerte Vegetation, die stellenweise an die Heidegebiete auf den Sandböden im Norden Deutschlands erinnert. Außer den meist recht schwachwüchsigen, in lichten Beständen auftretenden Birken sind junge Kiefern, Eichen, Zitterpappeln und Salweiden zu finden. Die Krautschicht wird an den meisten Stellen von Pfeifengras, Rotem Straußgras oder von Heidekraut beherrscht. Daneben sind viele für magere Wiesen typische Arten wie Rot-Schwingel, Kleines Habichtskraut, Steifhaariger Löwenzahn, Echtes Tausendgüldenkraut, Heide-Nelke, Berg-Jasione, Gemeiner Hornklee, Spitz-Wegerich, Kleiner Sauerampfer, Färber-Ginster und Margerite sowie Flechten (vor allem Becherflechten der Gattung Cladonia) und Trockenheit ertragende Moose vertreten. Sie sind vor allem auf der Plateaufläche, d. h. in der Nähe der erwähnten bergbauhistorischen Anlagen zu finden.

Unter diesen Bedingungen ist es nicht verwunderlich, dass auf der Schwemmsandhalde auch eine ganze Reihe wärmeliebender Tierarten ihr Auskommen findet, die in der Gegend sonst selten sind oder fehlen. Bemerkenswert sind die Bestände der Zauneidechse, die hier ihre Höhen-Verbreitungsgrenze erreicht und gemeinsam mit der Waldeidechse die Schwemmhalden bei Halsbrücke besiedelt. Ausgesprochen wärmeliebende Arten findet man aber besonders unter den Insekten. Die Halde am 7. Lichtloch / Johannisberg weist eine der artenreichsten Heuschreckenfaunen im Freiberger Raum auf. Bemerkenswert sind vor allem die Vorkommen des Kleinen Heidegrashüpfers und des Rotleibigen Grashüpfers. Neben dem in unserer Gegend typischen Zwitscherheupferd wurde hier auch das sehr ähnliche Große Heupferd festgestellt. Diese Art stellt höhere Wärmeansprüche und tritt erst seit den letzten Jahren lokal im Freiberger Gebiet auf. Unter den nachgewiesenen Tagfaltern findet man zahlreiche bereits seltene und gefährdete Arten der Magerrasen und Offenbiotope, wie den Dunklen Dickkopffalter, den Violetten Feuerfalter, den Lilagold-Feuerfalter sowie den Magerrasen-Perlmutterfalter.

Insbesondere bergbaukundlich interessant sind auch die Halde und das Huthaus des 8. Lichtloches des Rothschönberger Stollns am Südhang nördlich der Freiberger Mulde. Das von 1865 bis 1877 als Förderschacht betriebene Lichtloch (Erläuterungstafel im Gelände vorhanden) wird auch heute noch für Kontrollbefahrungen des hier 139 m tiefen Rothschönberger Stollns genutzt. Die Halde, welche selbst eher vegetationsarm ist, ist von naturnahen Gehölzen sowie artenreichen Magerwiesen (vor allem reich an Rotem Straußgras, Kleinem Habichtskraut, Spitz-Wegerich, Rundblättriger Glockenblume, Gebirgs-Hellerkraut und verschiedenen Moosen) umgeben und bietet uns einen guten Ausblick auf die vom Bergbau geprägte Ortschaft Halsbrücke. Neben zahlreichen noch erhaltenen Industriedenkmalen und mehreren kleinen Fachwerkhäusern (ehemalige Bergarbeiterunterkünfte) sehen wir viele Laubgehölze, die sich auf alten Bergwerkshalden und anderen einst als Ödland bezeichneten ehemaligen Industriestandorten angesiedelt haben.


Förderschacht am Achten Lichtloch des Rothschönberger Stollns