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Schwartenberg


Schwartenberg

Zu Recht ist dieser Berg namengebend für eine ganze Region, gilt er doch im gesamten Erzgebirge als exzellenter Aussichtspunkt. Seine zentrale Lage spielt dabei eine Rolle, aber auch seine Oberflächenform, die einer flachen Pyramide ähnelt. Da kaum bewaldet, tritt der Berg allseitig hervor. Der denkmalgeschützte Sockel des alten trigonometrischen Messpunktes trägt seit 2005 ein Gipfelkreuz.

Wahrzeichen des Schwartenberges ist seine weithin sichtbare Baude, die der Erzgebirgsverein 1926/27 als "Unterkunftshaus" errichtet hatte. Auf dem Gipfel schauen Gneisklippen hervor. Die Umgebung besteht vor allem aus Wiesen, Weiden und Steinrücken, nur am Westhang wächst etwas Wald. Deshalb ist der Schwartenberg seit langem auch ein beliebtes Segelfluggelände, heute für Drachen- und Gleitschirmflieger sowie für Modellflugzeuge. Einige der Wiesen sind botanisch interessant. Nach der Waldrodung blieb der Berg bis zum heutigen Tage weitgehend kahl. Die strauchförmigen, krummholzartigen Ebereschen auf dem Gipfel sind gezeichnet von den Kräften des Wetters.

Die exponierte Lage gestattet eine Rundsicht, die zu den umfassendsten im Erzgebirge gehört. Eine Kupferplatte bei den Gipfelfelsen gibt mit Richtungspfeilen Auskunft über das Panorama:

Nach Süden breitet sich im Vordergrund die Gemeinde Seiffen aus, dessen zahlreiche Ortsteile sich über die Hänge ausbreiten. Südlich davon ragt die auffällige, dicht bewaldete Kuppe des 823 Meter hohen Ahornberges empor. Tief unten im Schweinitztal liegt auf einem Bergrücken die alte Bergstadt Hora Svaté Kateriny/St. Katharinaberg. Dahinter, auf böhmischer Seite, erhebt sich wuchtig das bis über 900 m ansteigende "Bernsteingebirge" mit Medvedí skála/Bern- oder Bärenstein(924 m), Lišcí vrch/Fuchsberg (905 m), die Höhe mit den Häusern von Lesná/Ladung (911 m), der Lesenská plán/Hübladung (921 m) und am westlichen Abhang der "Große oder Eduardstein", ein gewaltiger Granitgneisfelsen. An seinem Fuße breiten sich die kleinen Weiler Malý Háj/Kleinhan (848 m) und Rudolice/Rudelsdorf mit dem unverwechselbaren Kirchlein aus. Weiter nach Südwesten sind die Basaltplatte des Kamenný vrch/Steindl (842 m) und die großen Waldgebiete zu beiden Seiten des Natzschungtals zu sehen. Dahinter kann man bei guter Sicht Jelení hora/Hassberg, Klínovec/Keilberg, Fichtelberg, Bärenstein, Scheibenberg und Pöhlberg sowie Auersberg erkennen. Nach Nordwesten erblickt man im Mittelgrund Heidersdorf, Dittersbach und Neuhausen mit dem Schloss Purschenstein, ferner die alte Bergstadt Sayda (670 m, mit Kirch- und Wasserturm) vor der bewaldeten Saydaer Höhe (729 m). Vorbei am Windpark des Saidenberges (700 m) und der Voigtsdorfer Höhe (707 m) sind neben zahlreichen Ortschaften der Nordwest-Abdachung des Gebirges die massigen Gebäude der Augustusburg zu erkennen. Im Norden liegt das große, zusammenhängende Waldgebiet zwischen Chemnitzbachtal und Gimmlitztal, dahinter der Burgberg (621 m) bei Lichtenberg und einige Schornsteine bei Brand-Erbisdorf und Freiberg (Halsbrücker Esse). Von Frauenstein ist nur der Sandberg (678 m) mit seinem Sendemast zu sehen; die Stadt selbst wird durch ein Wäldchen verdeckt. Von Nordost bis Südost breiten sich in den kammnahen Regionen die größeren Waldgebiete um Holzhau sowie die Einsiedler Wälder aus. Zwei Berge überragen deutlich die breiten, flachen Kammhochflächen: die Basaltplatte des Bradácov mit dem Zámecek/Jagdschloss Lichtenwald (876 m) und der Granitporphyrrücken der Loucná/Wieselstein (956 m).

Der Schwartenberg besteht aus fein- bis mittelkörnig-flasrigem Graugneis (Paragneis) der Preßnitzer Gruppe (früher Marienberger Gneise). Außer an den Gipfelfelsen, wo feinkörnig-dichte, feldspatarme Gneise anstehen, findet man das Gestein auch östlich davon in einem aufgegebenen Steinbruch an der Straße nach Neuhausen.


Schwartenbergbaude

Auch Bergbau ging am Schwartenberg um: der Berg trägt seinen jetzigen Namen wahrscheinlich nach dem Grubennamen "die Schwardte" (1737). Die Erzgänge gehören der kupferreichen Variante der kiesig-blendigen Bleierz-Formation an. Doch der Bergbau auf Kupferkies, Silbererz und Zinnstein war offenbar unergiebig. 1871-74 wurde er dennoch erneut aufgenommen: Westlich des Schwartenberges erinnern noch eine Pinge und eine Halde an den "Kaiser-Wilhelm-Schacht".

Ein älterer Name für den Schwartenberg ist "Kaiserstein", und zwar zu Ehren des österreichischen Kaisers Joseph II (dem "Volkskaiser"), der ihn am 25. 9.1779 auf einer seiner Reisen durch das böhmische Erzgebirge bestiegen hatte. Ein "Abstecher" führte ihn über die sächsische Grenze bei Einsiedel zum "Flohberg" (Schwartenberg) und wieder zurück über Wildsbach (Oberseiffenbach) nach Katharinaberg und weiter bis Kalek/Kallich - alles zu Pferde!

Vom 15. bis ins 19. Jahrhundert (ca. 1830) war am Osthang des Schwartenberges die Glashütte Heidelbach in Betrieb.

Historische Glashüttenstandorte im Schwartenberg - Gebiet

Erst in den letzten Jahrzehnten sind die sog. "vorindustriellen Glashütten" (Hochmittelalter bis 1889) im Erzgebirge intensiv erforscht worden. Dazu gibt es zahlreiche Zeitschriftenartikel, eine Monographie von Albrecht Kirsche und die zweisprachige Broschüre "Waldglashütten im Osterzgebirge". Empfehlenswert ist ein Besuch im Glashüttenmuseum Neuhausen und im "Okresní Muzeum" in Most, wo insbesondere Frau Dr. E. Cerná großen Anteil an der Erforschung der Glashütten-Geschichte einschließlich der Rekonstruktion von Glashütten hat.

Die ersten Glashütten im Erzgebirge sollen schon um 1200 im Waldland "Erzgebirge", das damals diesen Namen noch nicht trug, entstanden sein. Da zwischen Böhmen und Sachsen ein breiter, siedlungsleerer Grenzraum lag, dienten die Wanderglashütten gleichzeitig auch der Gebietsmarkierung der jeweiligen Herrschaft, denn jene schufen durch ihren enormen Holzverbrauch in den Wäldern große Lichtungen. Später wurden Bergbau und Hüttenwesen zu Konkurrenten der Glashütten. Die verbleibenden, sesshaften Glashütten zogen sich in die entfernteren, größeren Wälder zurück.

Eine Häufung von Glashütten war im östlichen Schwartenberggebiet zu verzeichnen. Hier sind bisher acht Standorte nachgewiesen. Der "Glasmachersteig Osterzgebirge" kann auf vier ausgewählten Wanderrouten (mit Erläuterungstafeln) begangen werden. Die Glashütten lagen bei Neuwernsdorf, Frauenbach, Oberseiffenbach und Heidelbach. Letztere war mindestens seit 1488 und bis etwa 1826 in Betrieb und letztlich die einzige Glashütte des Königreichs Sachsen.