Die größte und wichtigste Gemeinde des ganzen Gebietes war Fleyh/Fláje, knapp zwei Kilometer flöhaabwärts von Willersdorf. Das Dorf wurde schon vor dem Jahre 1346 gegründet und gehörte ursprünglich zur Markgrafschaft Meißen. Erst als mit dem Vertrag zu Eger 1459 die Grenzen festgelegt wurden, kam es endgültig zum Königreich Böhmen. Bekannt wurde Fleyh, als im 17. Jahrhundert der 18 Kilometer lange Floßgraben errichtet wurde, der bis 1872 dem Holztransport aus den böhmischen Erzgebirgswäldern zu den Freiberger Bergbauunternehmen diente. Im Unterdorf von Fleyh zweigte die "Neugrabenflöße" einen beträchtlichen Teil des Flöhawassers ab, so dass die Holzstämme zur Freiberger Mulde gespült werden konnten. Oberhalb des Abzweigs trieb die Flöha in Fleyh mehrere Mühlen an.
Nach 1945 erlitt die Gemeinde das gleiche Schicksal wie ihre Nachbarorte. Die Häuser wurden in den 1950er Jahren zerstört. Lediglich die 1658 erbaute Holzkirche konnte gerettet und in Ceský Jiretín/Georgendorf wieder aufgebaut werden.
Ein großer Teil der einstigen Siedlung verschwand im Wasser, als 1954 bis 1963 die Fláje-Talsperre gebaut wurde. Die Grundmauern der Kirche sowie Reste einzelner Häuser sind heute noch am Ufer des Stausees zu entdecken (doch Vorsicht beim Erkunden: die Kellereingänge sind teilweise von Grasteppichen überwachsen und daher kaum zu erkennen!).
Hinter der 48 Meter hohen und 450 Meter langen Staumauer werden 22 Millionen Kubikmeter Flöhawasser gespeichert, um damit die Bevölkerung sowie die Industriebetriebe in Teplice, Most und Umgebung mit Wasser zu versorgen. Ein fünf Kilometer langer Stollen führt von der Talsperre bis nach Meziborí am Südhang des Gebirges. Die von den Braunkohletagebauen verursachten Grundwasserabsenkungen führen im Nordböhmischen Becken zu schwerwiegenden ökologischen Problemen, immer wieder auch zu Schwierigkeiten bei der Trinkwasserbereitstellung. Ohne die Fláje-Talsperre wäre die Situation noch viel kritischer.
In den kühlen Hohlräumen der Staumauer wird übrigens Obst gelagert.
Reizvoll liegt die 149 Hektar große Wasserfläche in der einsamen, (fast) menschenleeren Landschaft. Selten verkehrt ein Auto auf der Straße nach Ceský Jiretín, an der Talsperrenmauer kann man wochentags Wartungspersonal oder am Wochenende Ausflügler antreffen. Nur Jäger sind desöfteren unterwegs, tummeln sich doch in der Gegend Rothirsche in großer Zahl. Diese werden in einem fast 2000 Hektar großen (entspricht einer Fläche von vier mal fünf Kilometern!) Wildgatter gezüchtet und für zahlungskräftige Schützen bereitgehalten.
1761-67 ließ ein Adliger namens Emanuel Filibert von Waldstein auf einem Berg bei Georgendorf/Ceský Jiretín das Schloss Lichtenwalde (Zámecek Bradácov) errichten - vorgeblich ein Geschenk für seine Braut, tatsächlich aber Stützpunkt für die Jagd auf Auerhähne, Rothirsche und andere Tiere. Eine fünf Kilometer lange Allee verbindet das heute renovierte und in Privatbesitz befindliche Jagdschloss mit dem Forsthaus Georgshöhe/Jirík. Dort wurde in den darauf folgenden Jahren ein Rotwildgatter eingerichtet. Im 19. Jahrhundert hatte das Zuchtgehege teilweise noch deutlich größere Ausmaße als heute. Dennoch war es sicher eng für die 650 Hirsche (darunter auch importierte Wapitis aus Nordamerika!). Später hielt man hier auch noch Mufflons, Rehe, Damhirsche und Wildschweine.
Seit 1923 gehört das Objekt dem tschechischen Staat und wird heute von der Forstverwaltung (Lesy Ceské republiky, Forstamt Litvínov) betrieben. Die Hirsche werden im Winter an zehn Futterstellen mit reichlich Nahrung und Medikamenten versorgt. Auf der Internetseite www.oboraflaje.cz kann man sich über die Bedingungen und Kosten der Jagd erkundigen. Für einen der Hirsche mit den prestigeträchtigsten Geweihen muss man bis zu 10.000 Euro lockermachen. Selbstverständlich gibt es diese Internetseite auch auf deutsch.
Darin ist unter anderem zu lesen: "Jeder Gast bekommt einen erfahrenen Begleiter, der der Situation entsprechend bestimmt, welche Jagdweise zu wählen sei, damit die Jagd auch mit Erfolg gekrönt werden kann. Größtenteils wird kombinierte Jagd praktiziert: Anstand mit evtl. nachfolgender Pirsch zum Wild. Deshalb ist das Gatter mit genügend Jägereinrichtungen ausgestattet (Kanzel). Die meisten Jagdgäste sind mit dieser Form zufrieden und kommen immer wieder ins Gatter zurück. Sie schätzen vor allem das Dramatische an der Jagd bis zum letzten Augenblick, und eventuellen Misseerfolg verstehen sie als untrennbaren Bestandteil der Jagd. Der Jagderfolg bewegt sich um 90 %. Eine große Rolle spielen hier die klimatischen Bedingungen. Im Falle eines Misserfolgs wird dem Gast ein Ersatztermin angeboten. Sowohl die Jagd, als auch die Manipulierung mit dem Wild halten sich fest an den tschechischen Jägertraditionen."
Waidmannsheil!
Trotz all dem zweifelhaften Jagdkult für zahlungskräftige Trophäensammler hat das Jagdgatter sicher auch einige nicht zu unterschätzende Vorteile für die Natur. Den größten Teil des Jahres leben die Tiere - nicht nur die Rothirsche - hier so ungestört wie kaum irgendwo sonst im Erzgebirge. Dieser Rückzugsraum ist insbesondere für Birkhühner wichtig. Innerhalb des Gatters sind auch noch einige Moore verborgen, vor allem südlich des Jelení vrch/Roten Hübels (808 m), am Bach Cervená voda/Rotes Wasser. Der Hauptteil des Moorgebietes ist unter dem Namen Studený mocál/Kalte Bruchheide bekannt. Die erwähnte Waldstraße zwischen Jagdschloss Lichtenwalde und Forsthaus Georgshöhe durchschneidet das Gebiet, außerdem wird es von einem Netz von Entwässerungsgräben durchzogen. Dennoch blieb hier bis vor kurzem ein Moorkiefernbestand übrig, von dem nun allerdings nur noch einzelne Exemplare leben. Allerdings sind noch immer die meisten typischen Pflanzenarten der Erzgebirgshochmoore zu finden.
An den Ufern des Baches erstrecken sich die teilweise abgestorbenen Reste eines ehemals großen Fichtenmoorwaldes, in dem unter anderem Pfeifengras, Schmalblättriges und Scheidiges Wollgras, Schnabel-Segge, wenig Moosbeere sowie das seltene Bach-Quellkraut vorkommen. Neben einzelnen hochwüchsigen Moor-Kiefern (Spirken) wachsen auch Karpaten-Birken.
Im Südteil des Wildgatters beherrscht die von Granitporphyrklippen gekrönte Loucná/der Wieselstein (956 m üNN) die Landschaft. Im Westen ist auch ein Teil des tief eingeschnittenen Šumný dul/Rauschengrund mit eingezäunt.
Im Juli und August dürfen tagsüber auch Nichtjäger das Gebiet offiziell betreten.
Aber auch auf der Nord- und Ostseite der Fláje-Talsperre, außerhalb des Gatters, bieten sich mehrere naturkundliche Ziele an. Sehr zu empfehlen ist der weithin sichtbare Felsengipfel Puklá skála/Sprengberg, 840 m, von dem sich eine herrliche Aussicht bietet. Bei dem Gestein handelt es sich um typischen roten Granitporphyr mit sehr schönen, teilweise mehrere Zentimeter großen Feldspatkristallen. Eine Häufung von Gesteinssplittern soll auf Blitzeinschläge zurückzuführen sein.
In der von kleinen Wasserläufen (v.a. Motzdorfer Bach) durchzogenen Mulde nordöstlich des Stausees liegt ein weiterer Moorrest verborgen, die Flájské rašelinište/"Die Kiefern bei Fleyh". Es handelt sich um ein kleineres Moor (ca. 9 ha), das bis die 1950er Jahre von einem Moorkieferbestand bewaldet war. Aufgrund des Trinkwasserschutzes sollte das ganze Moor abgetragen werden. Der gesamte Moorkiefernbestand wurde abgeholzt, aber das freigelegte Moor blieb glücklicherweise erhalten. Heute ist es von Zwergsträuchern wie Heidekraut, Heidelbeere, Preiselbeere und Trunkelbeere bewachsen, häufig ist auch das Scheidige Wollgras. Am Rand des Moores sind bis jetzt tiefe Entwässerungsgräben geblieben, trotzdem erholt sich das Gebiet langsam wieder.