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Flöha-Aue oberhalb Willersdorf/Vilejšov


Der Oberlauf der Flöha/Flájsky potok ist ein reizvolles Wandergebiet für alle, die Einsamkeit lieben und sich notfalls auch ohne Wegemarkierungen im Böhmischen Nebel orientieren können. Die flache Aue wird geprägt durch zahlreiche Quellen und vernässte Böden, zu einem großen Teil mit Moorcharakter. Hier befindet sich auch das einzige noch nicht entwässerte Moor des östlichen Erzgebirges. Der nahe Erzgebirgskamm (Vrch trí pánu/Dreiherrenstein, 874 m üNN) sorgt für etwas Verdunstungsschutz. Bei windstillen Hochdruckwetterlagen bilden sich in der breiten Mulde ausgeprägte Kaltluftseen.

Eng verzahnt mit den kleinflächigen Hochmoorbiotopen sind Zwischenmoore mit Kleinseggenrasen und sonstigen Nasswiesen, die ihrerseits wieder zu Borstgrasrasen und mageren Bergwiesen überleiten. Entsprechend vielfältig ist die Flora mit 113 Arten höherer Pflanzen und 39 Moosarten - für die rauen Kammlagen sehr beachtliche Zahlen!

In den Pflanzengesellschaften der stark vernässten Wiesen dominiert Pfeifengras, in Brüchen und Quellgebieten Schnabel-Segge, Schmalblättriges Wollgras, Quell-Sternmiere und Binsen. Moorige Wiesen sind von weitem zu erkennen durch Scheidiges Wollgras, Trunkelbeere und stellenweise größere Torfmoosbestände. Selten wachsen hier auch Rundblättriger Sonnentau und Moosbeere. In den Borstgrasrasen kann man hier noch ganz wenige Exemplare des Quendelblättrigen Kreuzblümchens finden.


Rundblättriger Sonnentau

Besonders bemerkenswert ist, dass bisher nur wenige Bäume Fuß fassen konnten, obwohl die gesamte Bachaue seit mehr als 50 Jahren nicht mehr wirtschaftlich genutzt wird. Einige Fichtensamen, die vom Wind eingeweht wurden, haben Wurzeln schlagen können. Weiter nordöstlich befinden sich auch kleine Bestände und Einzelbäume der Karpaten-Birke. Manche Fachleute sind der Meinung, dass die Bachaue der Flöha (zumindest teilweise) zu den seltenen Biotopen gehört, die von Natur aus waldfrei sind. Auch ohne menschlichen Einfluss verhindern hier möglicherweise die hohe Gebirgslage, die nährstoffarmen Böden, häufige und strenge Fröste, der hohe Wasserstand sowie regelmäßige Überflutungen (nach starkem Regen mehrmals pro Jahr) das Aufkommen von Bäumen.

Mitunter mag man im Frühsommer glauben, es hätte gerade geschneit - jedoch handelt es sich um die leuchtend weißen Fruchtstände unzähliger Stängel Schmalblättrigen Wollgrases. Arnika und Breitblättrige Kuckucksblume blühen hier ebenfalls. Doch auch wer nicht zur Blütezeit kommt, wird von den herrlichen Mäandern und Altwässern der Flöha bezaubert sein!

Etwas weiter talabwärts reihten sich die 48 Häuschen von Willersdorf entlang der Flöha (hier meistens Fleyh-Bach/Flájský potok genannt) aneinander. Hier kreuzten sich die Wege von Fláje/Fleyh nach Hrob/Klostergrab sowie von Moldava/Moldau nach Dlouhá Louka/Langewiese. Dort, wo die auch heute noch bestehende Straße nach Dlouhá Louka/Langewiese den Bach überquert, stand einst das kleine Kirchlein des Dorfes. Der aufmerksame Wanderer kann noch mehrere alte Grundmauern sowie den einstigen Dorfteich entdecken. Nachdem die einstigen Besitzer das Dorf verlassen mussten, versuchte die tschechoslowakische Regierung neue Bewohner für den Ort zu finden, den sie nun Nová Ves (Neudorf) nannten. Doch 1956 hörte auch Willersdorf auf zu existieren.


Wo früher die Willersdorfer Haushühner gackerten, leben heute die seltenen Birkhühner.