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Bouřňák/Stürmer (869 m üNN)


Bouřňák/Stürmer

Wenn auch bei weitem nicht der höchste, aber einer der bekanntesten Gipfel des Ost-Erzgebirges ist der Bouřňák/Stürmer oberhalb von Mikulov/Niklasberg. Dazu tragen zweifellos die im Winter viel besuchten, anspruchsvollen Skihänge bei. Auf dem Ost- und Südhang gibt es heute sechs Abfahrtstrecken, der Stürmer gehört zu den populärsten Wintersportzentren im ganzen böhmischen Erzgebirge. Von Teplice und Umgebung aus ist der Gipfel gut sichtbar - besonders an Winterabenden helfen die Lichter der Skipiste bei der Orientierung.


Nicht nur Skifahrer erfreuen sich an den steilen Stürmerhängen.

1930 wurde auf dem Stürmer ein Hotel errichtet, dessen massige Bauweise inzwischen zur charakteristischen Silhouette des Berges gehört. Die Aussicht vom Plateau vor Stürmerbaude oder von den Skihängen bietet eines der reizvollsten Erlebnisse des Ost-Erzgebirges - entsprechendes Wetter vorausgesetzt. Man überblickt von hier einen großen Teil des Nordböhmischen Beckens mit dem Siedlungsband von Ústí/Aussig über Teplice/Teplitz, Duchcov/Dux, Bílina/Bilin bis Most/Brüx. Dahinter erheben sich die prachtvollen Kegel des Böhmischen Mittelgebirges:

Direkt südlich sind dies der Zlatník/Schladniger Berg (522 m) und Europas größter Klingsteinfelsen, der Boren/Borschen (539 m), dahinter Mila (510), Rana (457) und Oblik (509 m). (Es gibt kaum etwas Schöneres als einen April-Ausflug zu diesen "Steppenbergen" am Südwestrand des Böhmischen Mittelgebirges, wenn auf den Trockenrasen die Küchenschellen und auf den Nordhängen die Leberblümchen blühen!). Im Südosten, hinter den Tagebauen von Bilina, steigt das eigentliche Massiv des Böhmischen Mittelgebirges aus der Ebene. Der erste Berg dieser Flanke ist der Hradišt'any/Radelstein (752 m). Uneingeschränkt beherrscht der spitze Kegel des Milešovka/Milleschauer (837 m) das Bild, links daneben der Kletecná/Kletschen (706 m, "Kleiner Milleschauer"). Zwischen beiden schaut der Doppelgipfel des Lovoš/Lobosch (570 m) hervor. Bei guter Sicht kann man dahinter den etwa 50 Kilometer entfernten tschechischen Nationalberg Ríp/Georgsberg bei Roudnice/Raudnitz erkennen. Jenseits des Elbtales, im Osten, fällt der Sedlo/Hoher Geltsch (726 m) auf.


Geisterbuchen am Stürmer

An der Nordwestseite des Berges steht ein von Wind, Schnee und Eis deformierter Buchenbestand unter Naturschutz, die so genannten "Geisterbuchen am Stürmer" / Buky na Bournáku. Wenn der "Böhmische Nebel" zwischen den zweihundert Jahre alten, knorrigen Stämmen hindurchfegt, könnte man tatsächlich meinen, tanzende Geistergestalten zu erkennen! Doch auch bei nüchterner Betrachtung ist es erstaunlich, unter welch widrigen Bedingungen Rot-Buchen wachsen können, obwohl diese Baumart doch als ziemlich empfindlich gegenüber klimatischen Extremen gilt. Die Höhenlage des Bestandes beträgt immerhin 830 bis 860 m üNN, die Jahresdurchschnittstemperaturen liegen bei kaum 5 0C, und durchschnittlich 140 Tage im Jahr liegt Schnee. An bemerkenswerten Bodenpflanzen gedeihen hier Alpen-Milchlattich sowie der seltene Eisenhutblättrige Hahnenfuß. Die "Buky na Bournáku" stehen als reichlich drei Hektar großes Naturdenkmal unter Schutz.

Eine interessante Vegetation präsentieren auch die Skihänge am Stürmer. Als fast im gesamten tschechischen Ost-Erzgebirge kaum noch eine Wiese gemäht wurde und auf vielen einstmals bunten Bergwiesen einige wenige konkurrenzstarke Gräser sich durchsetzten, da wirkte am Nordrand des Stürmers die Skinutzung des Grünlandhanges offenbar wie eine Minimalpflegemaßnahme. Im Mai/Juni findet man hier noch einen kleinen Rest der einstmals landschaftsprägenden Wiesenvegetation. Das sind vor allem Arten magerer Bergwiesen wie Bärwurz, Rot-Schwingel, Berg-Platterbse, Rundblättrige Glockenblume, Borstgras, Blutwurz-Fingerkraut und Wald-Habichtskraut, aber auch "normale" Wiesenarten wie Margerite. Eine besondere Rarität stellt mittlerweile der kleine Bestand an Arnika dar - früher eine häufig genutzte Heilpflanze. Dazwischen keimen Sal-Weiden und Sand-Birken und würden zu einem kleinen Wäldchen heranwachsen, wenn ihre Triebe nicht jedes Jahr wieder durch Abfahrtsski gestutzt würden. Die bessere Pflege wäre allerdings eine regelmäßige (Heu-)Mahd.


Bergwiesenrest bei Nové Město/Neustadt

Wo die Skipisten Schneisen in den Wald geschnitten haben, lohnt sich vor allem im August eine Wanderung, beispielsweise auf dem steilen Pfad hinab nach Hrob/Klostergrab. Dann blüht das Heidekraut, das hier große Flächen bedeckt.

Wenige Meter westlich der Zufahrtsstraße zum Bouřňák bezeichnet ein tief ausgefahrener Hohlweg die alte Wegverbindung von Nové Město/Neustadt nach Hrob/Klostergrab, die vor dem Bau der heutigen, kurvenreichen Strecke über Mikulov/Niklasberg genutzt wurde.


Skihang am Stürmer nach Niklasberg