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Litvínov/Oberleutensdorf

Die mit sozialistischer Betonarchitektur weitgehend neugestaltete und von langjährigen schweren Umweltbelastungen deutlich gezeichnete Stadt gehört sicher nicht zu den bevorzugten Zielen naturkundlich interessierter Wanderer. Lediglich das ehemalige Schloss mitsamt dem umgebenden, acht Hektar großen Park im englischen Stil lädt zum Verweilen ein. Im eher schlichten Schloss befindet sich seit 1964 ein Museum. Dieses zeigt vor allem Ausstellungen zur Geschichte der Region.

Ober- und Niederleutensdorf waren lange Zeit Dörfer wie viele andere im Nordböhmischen Becken, vorrangig landwirtschaftlich orientiert. Im 18. Jahrhundert nahm die Textilverarbeitung einen raschen Aufschwung und begann, die Wirtschaft des Ortes und seiner Umgebung zu dominieren. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts kam der Kohlebergbau hinzu. Fördertürme über den Untertagegruben beherrschten die Landschaft. Trotz des beträchtlichen Aderlasses, den die Vertreibung der deutschböhmischen Bevölkerung nach dem Zweiten Weltkrieg bedeutete, wuchs die Bevölkerungszahl durch den Zuzug von Kohle- und Industriearbeitern immer weiter an, und 1952 bekam Litvínov Stadtrecht. In den folgenden Jahrzehnten mussten Niederleutensdorf und weitere Orte der Umgebung den ausufernden Tagebauen weichen (Lindau, Niedergeorgenthal, Maltheuern, Rosenthal, Wiesa).

In den 1970er, 80er und auch noch 90er Jahren verursachten das nahegelegene Kohlekraftwerk Komorany und der gigantische Chemiekomplex von Záluží/Maltheuern schier unerträgliche Luftqualität. Insbesondere Kinder litten unter den menschenunwürdigen Bedingungen. Da aber unter den bestehenden gesellschaftlichen Verhältnissen kaum Besserungen zu erwarten waren (und viele Bewohner der Region außerdem bei den umweltverpestenden Staatsunternehmen ihr Geld verdienten), griff Resignation um sich. Aber auch eine Gegenbewegung, hin zu einer ökologisch nachhaltigen Entwicklung, ist dabei erwacht. Zukunftsweisend war insbesondere 1992 die Gründung der "Fach-Mittelschule für Umweltschutz und -erneuerung", heute als Schola Humanitas bekannt. Angeboten wird hier eine außerordentlich vielseitige, ökologisch orientierte Gymnasialausbildung.




Schola Humanitas