Nach Loucná/Wieselstein und Pramenác/Bornhau ist der Kahleberg der dritthöchste Berg des Ost-Erzgebirges. Anders als der fünf Kilometer weiter südlich gelegene Bornhauberg, der sich als breiter Höhenrücken ziemlich unauffällig in den Erzgebirgskamm einfügt, stellt der Kahleberg einen Seitenkamm dar, der mit einer weithin sichtbaren, markanten Steilstufe nach Norden, Westen und (in geringerem Maße) Osten abbricht. Direkt oberhalb der Blockhalden, die die steile Nord- und Westflanke bilden, befindet sich ein viel besuchter Aussichtspunkt, der einen hervorragenden Eindruck von der Pultschollen-Landschaft des Ost-Erzgebirges vermittelt:
Nach Nordwesten setzt sich der bewaldete Quarzporphyr-Höhenrücken fort, zu dem auch der Kahleberg selbst gehört. Links davon fällt die Rodungsinsel Schellerhau auf. Der Schellerhauer Granit zieht sich bis an den Fuß der Blockhalde. Genau nach Norden blinkt die Wasserfläche des Neuen Galgenteiches, rechts daneben die des Großen Galgenteiches. Der etwas futuristisch anmutende Gebäudekomplex davor ist die in den 1990er Jahren gebaute Reha-Klinik Raupennest (mit öffentlichem Hallenbad). Rechts neben Altenberg erhebt sich der markanteste Berg der Region, die 824 Meter hohe Basaltkuppe des Geisingberges; direkt davor klafft das rote Loch der Altenberger Pinge. Sowohl in westlicher als auch in östlicher Richtung sieht die Landschaft ganz anders aus: es gibt nur wenig Wald auf den vom Kahleberg aus weitgehend eben erscheinenden Gneisflächen. Einzelne Dörfer (z.B. im Osten die spitze Kirche von Fürstenau) sind zu erkennen, aber nur wenige Berge. Selbst der aufgelagerte Basaltgipfel des Špicák/Sattelberg sieht von hier nur wie ein kleiner Hügel aus. Noch weiter nach Osten reicht die Aussicht zu den Tafelbergen des Elbsandsteingebirges und in die Lausitz. Im Südosten fallen bei entsprechender Sicht die Kegelberge der nordböhmischen Lausitz (u.a. Ralsko/Roll, Klíc/Kleis, Jedlova/Tannenberg) und einige Kuppen des östlichen Böhmischen Mittelgebirges (Sedlo/Hoher Geltsch, Buková hora/Zinkenstein) auf. Noch weiter südöstlich beschließt dann der Erzgebirgskamm bei Zinnwald den Horizont. Um im Südwesten den Erzgebirgskamm mit dessen höchster Erhebung, dem 956 m hohen Wieselstein/Loucná, zu sehen, muss man ein Stück entlang des Wanderwegs oberhalb der Blockhalde um das Kahlebergplateau herumwandern.
Unterhalb des Kahleberges, auf der anderen Seite der Straße Altenberg-Rehefeld, fällt ein einzelnes Häuschen auf. Die heutige Wanderhütte eines Sportvereins war im 19. Jahrhundert das Huthaus (wo das Werkzeug der Bergleute "behütet" wurde) zur "Paradies-Fundgrube". Als vor rund 310 Millionen Jahren, im Oberkarbon, der Schellerhauer Granit erstarrte, hatten sich hier am Rand zinn- und kupferhaltige Dämpfe abgesetzt. Doch der Bergbau erwies sich als wenig ergiebig.
Das extraharte Porphyrgestein des Kahleberges wurde Ende des 19. Jahrhunderts sowie um 1930 in kleinen Steinbrüchen gewonnen. In die Bruchsohle hinein führt ein kleiner Weg. Irgendwann einmal hat dort jemand versucht, die heimische Flora mit verschiedenen Enzianarten zu "bereichern". Zumindest der blaue Schwalbenwurzenzian scheint sich hier sehr wohl zu fühlen und sich auszubreiten.
1865 richtete die Landesvermessungsbehörde auf dem Kahleberg einen trigonometrischen Punkt ein und errichtete zu diesem Zweck einen fünf Meter hohen, runden Steinturm. Ab Ende des 19. Jahrhunderts stand das Bauwerk auch als Aussichtsturm für Wanderer zur Verfügung. 1976 musste der Turm wegen Baufälligkeit abgerissen werden. Zwischen 1954 und 1966 stand daneben noch ein 25 m hoher hölzerner Feuerwachturm.
Von 1961 bis 1983 sollte ein 63 Hektar großes Naturschutzgebiet den naturnahen Charakter der Fichtenforsten auf dem Kahleberg bewahren. Es ist die einzige Stelle auf der deutschen Seite des Ost-Erzgebirges, wo die Vegetationskundler annehmen, dass auch unter natürlichen Verhältnissen ein klimatisch bedingter, weitgehend buchenfreien Fichtenwald wachsen würde. Ansonsten könnten sich natürliche Fichtenwälder wahrscheinlich nur in bodennassen Senken, z.B. in den ehemaligen Moorgebieten zu Füßen des Kahleberges, ausbilden. Auf "normalen" Standorten brächte es die Buche immer auf mehr oder weniger große Anteile.
Natürliche Standortbedingungen gibt es am Erzgebirgskamm schon lange nicht mehr, und auch der Status als Naturschutzgebiet vermochte nichts auszurichten gegen die zerstörerischen Luftschadstoffe, die seit den 1970er Jahren die Waldbestände dahinrafften. Wobei Luftschadstoffe im Altenberger Raum sicher keine ganz neuen Erscheinungen des 20. Jahrhunderts waren. Beim hier schon lange vorher betriebenen "Erzrösten" (Entfernung unerwünschter Beimengungen durch Erhitzen) entstanden ebenfalls schwefelreiche Abgase. Diese waren mit Sicherheit auch in früheren Jahrhunderten dem Waldwachstum nicht förderlich und vielleicht mit dafür verantwortlich, dass der Kahleberg nach dessen erster Abholzung (wahrscheinlich zweite Hälfte 16. Jahrhundert) lange Zeit kahl blieb. Dennoch war die Zerstörung von vielen tausend Hektar Erzgebirgswald innerhalb von wenigen Jahrzehnten ein Katastrophenereignis ohne gleichen.
Inzwischen sind die nach dem Absterben der Fichtenforsten gepflanzten exotischen Nadelgehölze zu mehr oder weniger dichten Jungbeständen herangewachsen. Wo der Boden überhaupt keine Chance versprach, in absehbarer Zeit wieder nutzbares Holz hervorzubringen, wurden auch Latschenkiefern gepflanzt. Etwas verblüffend erscheint dem langjährigen Kahlebergkenner, dass an natürlichem Gehölzanflug nicht nur Ebereschen und Birken, sondern auch Sal-Weiden in beträchtlicher Menge angekommen sind. Die doch etwas anspruchsvolleren Weiden hat es früher hier oben kaum gegeben. Ihnen haben offenbar die Waldkalkungen geholfen. Auch über dem Kahleberg laden in mehrjährigem Abstand Hubschrauber kalzium- und magnesiumhaltigen Mergel ab, der die Folgen des "sauren Regens" - hier vor allem: "saurer Nebel" - abpuffern soll.
Dem Waldsterben fielen auch die berühmten "Wetterfichten am Kahleberg" (so der Titel eines Bildbandes von 1955) zum Opfer. Nur noch wenige Exemplare krallen sich in der Blockhalde fest. Ihre grünen Zweige liegen dicht an den Boden gedrückt, wo sie im Winter unter der Schneedecke vor den giftigen Gasen geschützt waren. Obwohl die Luft heute wieder weitgehend sauber ist, dauert die Regeneration bei diesen extrem harschen Standortbedingungen sehr lange.
Als der Kahleberg in den 1980er Jahren (wieder) kahl über die Landschaft aufragte, wurde 1983 das Naturschutzgebiet Kahleberg gelöscht. Die nach wie vor wertvolle Blockhalde erhielt den Schutzstatus eines Flächennaturdenkmals (3 Hektar). Bereits 1940 war das Gebiet schon einmal zum Naturdenkmal erklärt worden.
Abgesehen von der besonderen Geologie und dem reizvollen Landschaftsbild ist die Vielfalt der Flechten auf den Porphyrblöcken besonderes schützenswert. Einige Arten sind ansonsten eher für Hochgebirge typisch. Besonders fallen die grünlichgelben, schwarz abgesetzten Landkartenflechten auf, von denen es mehrere Arten gibt. Die Landkartenflechten gehören zur Gruppe der Krustenflechten, deren Thallus (der - im Unterschied zu höheren Pflanzen - sehr einfach aufgebaute Vegetationskörper) eng mit dem Gestein verbunden ist. Bei der großen Gruppe der Blattflechten steht dieser Thallus meistens in Form von kleinen Lappen deutlich von der Unterlage ab. Zu den Blattflechten auf den Blöcken des Kahleberges gehören verschiedene Nabel- und Schüsselflechten. Die Vertreter der dritten großen Flechtengruppe, die Strauchflechten, erheben sich meist mit strauchartig verzweigten Vegetationskörpern. Dazu gehören die Rentierflechte, verschiedene Becherflechten und das Isländisch Moos (kein Moos, sondern eine Flechte). Diese Strauchflechten wachsen weniger auf den Steinen selbst, sondern vor allem auf dem flachen Rohhumus im Randbereich, gemeinsam mit Heidekraut und Heidelbeere. Auch für Hochmoore typische Zwergsträucher, nämlich Rauschbeere und Krähenbeere, kommen hier vor.
Isländisch Moos wurde früher von den Erzgebirglern in großem Stil in den Wäldern gesammelt und als Heilpflanze verkauft. Dies ist heute kaum noch vorstellbar, weil es wegen des Eintrags von stickstoffhaltigen Abgasen heute nicht mehr viele Waldstandorte mit entsprechenden Zwergstrauchheiden gibt.
Eine schon im 16. Jahrhundert vom Berggelehrten Agricola bemerkte Besonderheit des Kahleberges sind die so genannten "Duftsteine". Dabei handelt es sich jedoch nicht um eine wundersame Eigenschaft des Gesteins, sondern um die tatsächlich sehr intensiv duftende Veilchensteinalge, die stellenweise einen orangefarbenen Belag bildet.