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Oberes Pöbeltal


Fichtenforsten prägen das obere Pöbeltal

Vom Botanischen Garten Schellerhau führt in südwestliche Richtung, zunächst über ebenes, monotones Grünland, dann rasch ins Pöbeltal herabsteigend, der Zechenweg. Am rechten Pöbelhang befand sich bis 1871 eine der ergiebigsten Eisenerzgruben der Gegend, der "Segen Gottes Erbstolln". Mit dem hochwertigen Roteisenstein (Hämatit) sowie einer schaligen, glänzenden Abart dieses Erzes namens "Glaskopf" wurde vor allem die Hütte in Schmiedeberg beliefert. Als das granitische Magma nach seinem Aufdringen im Karbon langsam erkaltete, drangen in heißem Wasser gelöste Eisen-Ionen in die Spalten und Klüfte bereits erstarrter Felspartien. Dort wurden sie ausgefällt und reicherten sich an - mancherorts zu solchen Konzentrationen, dass sich der Abbau lohnte. Eisenerz war lange vor dem Auffinden der meisten Silber-, Kupfer- oder Zinnerzlagerstätten eine wichtige Vorraussetzung für die rasche Rodung und Besiedlung des Ost-Erzgebirges, da der Bedarf der Dorf- und Wanderschmieden an Rohstoffen für die Herstellung der noch ziemlich groben Werkzeuge sehr hoch gewesen sein muss. Eisenbergbau galt lange als Alltagshandwerk und fand an den meisten Orten kaum schriftliche Erwähnungen, zumindest in den ersten Jahrhunderten. Auch von der Zeche im oberen Pöbeltal gibt es erst seit 1622 Aufzeichnungen. Bis 1870 blieb die Grube in Betrieb, dann war eine Tiefe erreicht, in der das Problem eindringenden Bergwassers zu nicht mehr vertretbaren Kosten führte. Die Gebäude wurden abgebrochen, und so erinnern nicht mehr viele Spuren an die einstige Betriebsamkeit in dem heute so ruhigen Pöbeltal.

Sehr belebt muss einstmals auch der Verkehr auf der Brücke unterhalb der Eisenzeche gewesen sein. Hier kreuzte die Zinnstraße das Pöbeltal, auf der das in Altenberg und Zinnwald geförderte Zinn nach Freiberg transportiert wurde. Es handelte sich um einen der bedeutendsten und meist genutzten Verkehrswege des gesamten Ost-Erzgebirges, von dem aber am rechten Pöbelhang, mitten im Forst, heute nur noch die tiefen Rinnen eines über Jahrhunderte ausgefahrenen Hohlweges künden.

Etwas talabwärts befindet sich am Bach eine kleine moorige Lichtung inmitten des Fichtenforstes. Verschiedene Torfmoose und Seggen bildeten ein bis zu 60 cm mächtiges Torfpaket, das auch heute noch meistens wassergesättigt ist. Solche kleinen Waldmoore haben heute Seltenheitswert in der Landschaft, ebenso wie die hier wachsenden Pflanzenarten (u.a. Scheiden-Wollgras, Fettkraut, Sparrige Binse, Arnika, Breitblättrige Kuckucksblume und das Moos Pseudobryum cinclidioides (nach der Roten Liste Sachsens "stark gefährdet"). Auch ohne Pflegeeingriffe kann sich dieses kleine Moor bislang erhalten, wobei allerdings Wild gelegentlich für offene Stellen in der Vegetation sorgt, die beispielsweise für das Fettkraut unerlässlich sind. Eine zunehmende Beschattung der ringsum aufwachsenden Fichten könnte allerdings in nächster Zeit den lichtbedürftigen Arten immer mehr Probleme bereiten. Vor allem aber darf das bedeutende Biotop nicht betreten werden, da sich die meisten Torfmoose nur über sehr lange Zeiträume regenerieren können.

Seinen Namen hat das Pöbeltal wahrscheinlich von den Glasmachern, die sicher auch hier zugange waren und für ihr Gewerbe große Mengen Holz zu Asche verwandeln mussten. "Pöbel" ist vermutlich slawischen Ursprungs (tschechisch popel = Asche).


Einförmige Fichtenforsten prägen das obere Pöbeltal - und durch die Aufforstungen der letzten Jahre (hier an der Putzmühle) werden weitere hinzukommen.