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Goldgrube


Tannenzapfen

Über Jahrhunderte prägten Weiß-Tannen das Bild der Dippoldiswalder Heide entscheidend mit. 1591 wurde für das kurfürstliche Jagdgebiet notiert: "mit Tannen, Fichten Holtze auch Aychen und einzelnen Buchen bestanden", und selbst im 18. Jahrhundert soll es noch "sehr schöne Tannen" in großer Zahl gegeben haben - bis zum Siebenjährigen Krieg, als große Flächen kahl geschlagen wurden. Die Weiß-Tanne ist aber eine ausgeprägte Schattbaumart und benötigt den Schutz geschlossener Waldbestände zum Wachstum. Die seit Anfang des 19. Jahrhunderts eingeführte geregelte Forstwirtschaft mit Kahlhieben und Aufforstungen mit Fichten oder Kiefern auf den entstehenden Freiflächen ließen schließlich für Tannen keinen Raum mehr. 1879 nahm die Baumart im Revier Wendischcarsdorf trotzdem noch beachtliche 53 Hektar ein, doch dreißig Jahre später war die Fläche auf 12 Hektar geschrumpft, und noch einmal dreißig Jahre später (1939) gab es die Weiß-Tanne nur noch auf weniger als einem Hektar des hiesigen Staatswaldes. Dabei mangelte es nicht an Versuchen der Förster, die einstige Hauptbaumart wieder einzubringen. Die Forstunterlagen geben Auskunft, dass 1958 im Revier Karsdorf 12 000, 1961 sogar 36 000 kleine Tännchen angezogen worden seien. Aber vermutlich gingen diese alle - bis auf wenige Ausnahmen - in den Bodenfrösten auf den Kahlflächen ein, wurden aufgrund ihres langsamen Jugendwachstums von anderen Pflanzen wegkonkurriert oder dienten kleinen und größeren Säugetieren als schmackhafte Nahrung. Dabei können Weiß-Tannen so einiges ertragen. Ende der 1990er Jahre wurde für eine wissenschaftliche Arbeit in der Dippoldiswalder Heide eine knapp zwei Meter hohe, von anderen Bäumen unterdrückte Tanne entnommen. Das Stämmchen wies die verblüffende Zahl von 46 Jahresringen auf, davon 43 Jahresringe auf einen Zentimeter Radius zusammengedrängt! Keine andere heimische Baumart vermag so lange den Schattendruck ihrer Konkurrenten zu ertragen und auf "bessere Zeiten" zu hoffen.

Ein sehenswerter und recht vitaler Restbestand der früher dominierenden Weiß-Tannen findet sich heute noch am Westrand der Dippoldiswalder Heide, oberhalb der Einmündung des Goldgrubenflüsschens in die Rote Weißeritz. In einem knapp 130 Jahre alten Fichten-Altholz sind etwa 50, vermutlich gleichalte, Tannen verborgen. Die meisten Exemplare kann auch der Laie anhand der helleren Stämme und der fast rechtwinklig abzweigenden Kronenäste erkennen. Im Unterstand wurden in den letzten Jahren junge Weiß-Tannen und Buchen gepflanzt, um auf längere Sicht einmal einen ungleichaltrig gemischten Waldbestand zu erzielen - so wie es der Tanne als Lebensraum zusagt. Der Staatsforst hat seit 1990 große Anstrengungen unternommen, der vom zwischenzeitlich vom Aussterben bedrohten Baumart wieder neue Chancen zu geben.

Auf dem Weg von der Roten Weißeritz aufwärts durchquert man die verschiedenen Gesteinsschichten der Dippoldiswalder Heide (besser als auf dem Forstweg erkennt man die Abfolge auf der ost-west-verlaufenden Schneise). Im unteren Teil steht Grauer Gneis an, wie unschwer an herumliegenden Steinen anhand deren Schieferung ("Textur") zu erkennen ist. Auch der erwähnte Tannen-Fichten-Forst wächst auf diesem Gestein. Weiter hangaufwärts schließen sich die Quarz-Gerölle der "Niederschönaer Schichten" an. Diese wurden hier einst als Wegebaumaterial gewonnen (Naturdenkmal am Kiesgrubenweg) und beinhalten wahrscheinlich auch geringe Goldspuren, die dem Waldgebiet hier den Namen "Goldgrube" eingebracht haben. Obenauf lagert dann schließlich der Quadersandstein mit Kiefernforst und Blaubeer-Bodenvegetation. An "Müllers Torweg" tritt der Sandstein deutlich zutage.

Ein aus naturkundlicher Sicht erwähnenswertes Denkmal im Westteil der Dippoldiswalder Heide ist die Wolfssäule am Malterweg. Im 18. Jahrhundert waren große Anstrengungen unternommen worden, die als äußerst schädlich und gefährlich angesehenen Raubtiere Wolf, Bär und Luchs in Sachsen auszurotten. Mit ziemlich durchschlagendem Erfolg. Nur gelegentlich noch wanderte mal ein einsamer Wolf von Osten oder Süden her ein. Der letzte seiner Art wurde 1802 hier in der Dippoldiswalder Heide, und zwar in der Goldgrube, erlegt. Von dieser Tat kündet die Inschrift auf der Wolfssäule. Dass das Interesse an Gevatter Isegrim nach wie vor groß ist, zeigte eine Informationsveranstaltung des Fördervereins für die Natur des Osterzgebirges 2007 in Dippoldiswalde. Die meisten Naturfreunde würden die Rückkehr des heimlichen - und für Menschen eigentlich ungefährlichen - Jägers sicher begrüßen, während Tierhalter wohl kritischeren Zeiten entgegensähen. Ansprechenden Lebensraum für vierbeinige Zuwanderer aus der Lausitz böte das Ost-Erzgebirge jedenfalls, zum Beispiel die Dippoldiswalder Heide.