(Ernst Ullrich, Bräunsdorf)
Die Große Striegis entspringt bei Langenau und vereinigt sich nach 48 Kilometern bei Berbersdorf mit der Kleinen Striegis, um unterhalb von Rosswein schließlich in die Freiberger Mulde zu münden. Unterhalb Wegefahrt erschließen Wanderwege und ein Radwanderweg zwischen Bräunsdorf und Berbersdorf das reizvolle, weitgehend unbesiedelte Striegistal. Seit 1968 besteht das Landschaftsschutzgebiet "Striegistäler".
Das Striegistal von Linda flussabwärts hat dem geologisch interessierten Wanderer einiges zu bieten. Unter wissenschaftlicher Betreuung von Professor Rudolf Meinhold (1911 - 1999) wurde hier vor Jahrzehnten ein Geologischer Lehrpfad angelegt. Zahlreiche Lehrtafeln erläutern die Aufschlüsse. Die "Wanderung durch eine Milliarde Jahre" beginnt im Freiberger Graugneis, führt an Oberschönaer Quarzit, Wegefarther Gneis und Bräunsdorfer Schwarzschiefer vorbei. Weiterhin sind Glimmerschiefer, Tonschiefer, Sandstein des Unterkarbon und, bei der ehemaligen Hammermühle, Grauwacke aufgeschlossen. An der Gaststätte Wiesenmühle ist Quarzkeratophyr (altes untermeerisches Vulkangestein) an die Oberfläche gedrungen, wurde dort in einem Steinbruch abgebaut und bildet den Aussichtspunkt Teufelskanzel. Weiter flussabwärts folgen noch einmal Gneise des Zwischengebirges und schließlich verschiedene Konglomerate. Nach 19 km endet in Goßberg die geologische Wanderung, die von den ältesten zu den jüngeren Gesteinsformationen führte. Immer mächtiger werden von Südosten nach Nordwesten die Auflagerungen von Löß(-lehm) auf den Ebenen beiderseits des Striegistales. Der Übergang zum Mulde-Lößhügelland ist hier fließend, eine richtige Nordwestgrenze des Ost-Erzgebirges mithin nicht zu erkennen.
Bräunsdorf wurde, wie die meisten anderen Orte der Freiberger Umgebung, über Jahrhunderte durch den Bergbau geprägt. Der Gegenstand des Bräunsdorfer Bergbaus war die Edle Quarzformation, deren Gangfüllung im wesentlichen aus Quarz und Silbererzen besteht. Für einige Silbererze (z.B. Kermesit und Miragerit) ist Bräunsdorf in Mineralogenkreisen als Fundort bekannt. Die Anfänge des Bergbaus liegen im Dunkel der Geschichte, aber auf alle Fälle vor 1400. Durch die Hussitenkriege kam die Erzförderung zum Erliegen, und erst nach einer 200jährigen Betriebsruhe wurde er wiederbelebt. Seine Blütezeit erlebte er von 1770 bis 1805. In den Bräunsdorfer Gruben, die eine Teufe von fast 300 Metern erreichen, waren zeitweilig über 500 Bergleute beschäftigt.
Auf der Grube "Siegfried" (am westlichen Talhang) wurde die erste Wassersäulenmaschine - durch Wasserdruck betriebene Anlagen, die zum Abpumpen des Grubenwassers verwendet wurden - des sächsischen Bergbaus errichtet. Wegen dieser "Hochtechnologie" besuchte der Student der Bergakademie, Alexander von Humboldt, das Bergwerk. Schließlich kam es durch Erschöpfung der Lagerstätte und sinkende Silberpreise zur Verschuldung der Gruben, zu völliger Verarmung der Bergleute und von 1863 bis 1890 zur Schließung der Gruben.
Heute ist vom Bräunsdorfer Bergbau untertage kaum noch etwas zugängig. Doch der interessierte Beobachter kann viele, inzwischen bewachsene Halden im Gelände entdecken, und der Wanderer im Striegistal geht entlang eines ehemaligen Kunstgrabens, der zur Wasserversorgung der Grube "Neue Hoffnung Gottes" diente. Hier sind, wie an vielen anderen Stellen in der Umgebung, Lehrtafeln aufgestellt, die praktisch einen Bergbaulehrpfad bilden.