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Reukersdorfer Heide


Die Reukersdorfer Heide ist ein Talmoor im Bereich der Flöha-Aue, das sich östlich des Flusses über fast 2,5 km erstreckt. Untersuchungen von vertorften Pflanzenresten an einer Torfstichkante ergaben, dass die Moorbildung an dieser Stelle im Atlantikum einsetzte, also etwa vor 5000 bis 7800 Jahren und damit relativ spät. Die ersten Torfbildner waren Seggen. Die abgelagerten Seggentorfe weisen auf einen damals waldfreien, sehr nassen, aber noch nährstoffreichen Zustand hin. Etwa 20 cm Mächtigkeit erreichte diese Schicht. Darauf abgelagert wurden insgesamt 170 cm Torf einer überwiegend gehölzfreien Vegetation, die typisch ist für nährstoffarme, wachsende Hochmoore. Der zwischen den Torfmoostorfen (mit Wollgras) eingelagerte, nur 15 cm mächtige Stubbenhorizont stammt aus dem späten Atlantikum und deckt sich damit nicht mit der üblichen, trockenheitsbedingten Bewaldungsphase anderer Erzgebirgsmoore. Dass diese Trockenphase in abgeschwächter Form längere Zeit länger anhielt, bezeugen die 65 cm mächtigen, wollgrashaltigen Schichten, in welche die Stubben eingebettet sind. Die später wieder einsetzende Nässephase reichte noch bis in jüngere Zeit, vermutlich wurde sie erst durch den Menschen beendet.

Vom Moorkörper ist heute kaum etwas übrig - er wurde bis 1979 zur Torfgewinnung abgebaut. Einzelne Torfstichkanten zeugen noch davon. Heute findet sich ein Mosaik aus kleinen Birkenwäldchen, Brachen und Wiesen. Tiefe Gräben umgrenzen insbesondere den Teil südlich der Flöhabrücke. Sie schneiden das Moor von seinen Einzugsgebieten ab und legen es trocken. Wo die Torfstichsohlen trotz allem noch nass sind, finden sich unter den Birken nährstoffbedürftige Arten wie Wald-Schachtelhalm, Gemeiner Gilbweiderich, Sumpf-Veilchen und Sumpfdotterblume. Es handelt sich um ein Vorstadium zum Erlen-Bruchwald - ein Waldtyp, wie er stellenweise bereits zu Beginn der Moorbildung schon einmal existiert haben könnte - bevor sich anspruchslosere Moorvegetation ansiedelte und mehrere Meter mächtige Torfe aufwuchsen

Teile des ehemaligen Moores stehen heute als Flächennaturdenkmal unter Schutz. Es stellt im wesentlichen eine Nasswiese dar mit Sumpf-Dotterblumen im Frühjahr, denen dann der Wiesen-Knöterich folgt. Man kann sie wenigstens in Teilen als Sumpfdotterblumenwiese ansprechen. Eine Teilfläche, die Kriterien des § 26 des Sächsischen Naturschutzgesetzes ("Besonders Geschütztes Biotop") erfüllt, ist mit Wollgras, vielen Seggen und Binsen und reichlich Pfeifengras bewachsen.

Ärger macht den Naturschützern, dass irgend jemand Reste von Riesen-Bärenklau auf einer ehemaligen kleinen Mülldeponie eingebracht hat, der sich seit zwei Jahren rasant ausbreitet. Mitglieder des Naturschutzbundes wollen durch Bekämpfung des Eindringlings dafür sorgen, dass die sich allmählich an natürliche Feuchtwiesen annähernden Biotope nicht weiter beeinträchtigt werden.

Im Frühjahr und im Herbst lohnt es sich, über die Steinbrücke auf die andere Seite der Flöha zu gehen und die großen schwarzen Ackerflächen zu betrachten, die die Stelle des ehemaligen Kohlplatzes kennzeichnen.