Das Adelsgeschlecht der Bernsteins hatte im 16. Jahrhundert, nach dem Verlust des Altenberger Zinnreviers, beabsichtigt, durch den Holzverkauf an die Gruben, Pochwerke und Hütten ein neues wirtschaftliches Standbein zu gewinnen. Dazu ließen sie Waldarbeiterweiler wie Bärenfels anlegen. Doch lange konnten die Bärensteiner diesen Teil ihrer Besitzungen auch nicht halten. Anfang des 17. Jahrhunderts mussten sie an den Kurfürsten verkaufen, der im alten Rittergut die Verwaltung seiner Wald- und Jagdgebiete stationierte. Dem Oberforstmeister unterstanden zeitweilig die kurfürstlichen Wälder bis nach Wolkenstein im Mittleren Erzgebirge.
In diesem altehrwürdigen Gebäudekomplex wird auch heute noch die Bewirtschaftung der Staatswälder und die Betreuung der Privatwälder im Forstbezirk Bärenfels koordiniert. Nach mehreren Verwaltungsreformen seit 1990 umfasst der Forstbezirk jetzt das Gebiet des Weißeritzkreises plus das ehemalige Revier Holzhau.
Das historische Forstamt am Rande des Naturschutzgebietes Hofehübel bildet außerdem den Kern eines im Entstehen begriffenen Waldbildungszentrums mit Ausstellungen, einer noch/wieder funktionsfähigen Samendarre aus dem Jahre 1832, einem Arboretum und regelmäßigen Führungen. Im Arboretum werden rund um das Forstamt 75 einheimische Gehölzarten gezeigt, gruppiert nach elf Waldgesellschaften. Auf dem Hofplatz beginnt der Rundgang im "Bodensauren Buchenmischwald", hinter dem Forstamt präsentieren sich der nährstoffkräftigere "Waldmeister-Buchenwald" sowie die edellaubholzreichen "Schlucht- und Hangwälder", in Richtung des wiederangelegten Forstamtsteiches hingegen die Gehölze der feuchteren Waldgesellschaften ("Erlen-Eschen-Bach- und Quellwald", "Moorwälder", "Weidengebüsche").
Eine der Ausstellungen im Waldmuseum informiert über das Wirken Herrmann Krutzschs in Bärenfels.
Herrmann Krutzsch war bereits durch dass Gedankengut naturgemäßer Forstwirtschaft geprägt, als er 1926 die Leitung des Forstamtes übernahm. Die schlagweise Bewirtschaftung gleichförmiger Nadelholzforsten war in der sächsischen Forstwirtschaft seit Anfang des 19. Jahrhunderts fest verankert - und von den Tharandter Protagonisten der sogenannten "Bodenreinertragslehre" perfektioniert worden. Doch Stürme und Schädlingskalamitäten - vor allem die Massenvermehrungen von Borkenkäfern und Nonnenraupen - stellten das ausgeklügelte System von Hiebszügen und Umtriebszeiten immer mehr in Frage. Krutzsch bekam zunächst den Hofehübel, etwas später auch den Spitzberg als Versuchsgebiet zugestanden, wo er statt der herkömmlichen Methoden seine Vorstellungen umsetzen konnte. Seinem Grundsatz nach sollte ein naturgemäßer Wirtschaftswald auf gleicher Fläche aus Bäumen unterschiedlichen Alters aufgebaut sein, ein "gemischter Wald aus standortgemäßen Holzarten und Rassen in qualitativ bester Verfassung und Vorratshöhe".
Nachdem die Nationalsozialisten zunächst von seinem Bild des "deutschen Waldes" überzeugt waren, überwarf sich Krutzsch in den 1940er Jahren mit Gauleiter Martin Mutzschmann, einem fanatischen Jäger, dem ein hoher Wildbestand wichtiger als der Wald war. Nicht nur dies: Mutzschmann schickte in der Kriegszeit, als viele Menschen kaum genug zu essen hatten, waggonweise Wildfütterung ins Ost-Erzgebirge. Als Krutzsch - wie erwähnt, ein sehr selbstbewusster Mensch - die Verfütterung des Getreides verweigerte, begann sein rascher Abstieg. 1943 wurde ihm sein Modellforst naturgemäßer Waldwirtschaft genommen. In den Anfangsjahren der DDR gelang es dann den Vertretern dieser kahlschlagsfreien Wirtschaftsweise, die nunmehr "vorratspflegliche Waldwirtschaft" zum Grundsatz der staatlichen Forsten zu erheben. Aber auch dies hielt in Anbetracht der großen Holzmengen, die die Forstbetriebe zu liefern hatten, nicht lange vor. Ganz im Gegenteil: in den 1970er Jahren wurden die "industriemäßigen Produktionsmethoden in der Forstwirtschaft" zum Leitziel erklärt. Und wie einst unter den Königen oder den Nationalsozialisten durften wieder große Wildbestände die natürliche Verjüngung der Wälder auffressen. Hinzu kamen im oberen Ost-Erzgebirge die Rauchschäden, die ohnehin jegliches forstliche Wirtschaften hinfällig werden ließen.
Krutzsch starb 1952. Die 17 Jahre, die er in Bärenfels gewirkt hatte, reichten natürlich nicht, den Wald nach seinen Vorstellungen umzugestalten. Aber die Anfänge waren erfolgversprechend und konnten sich durchaus in der Fachwelt sehen lassen. Sein Nachfolger Dr. Merz versuchte noch, unter den immer widrigeren Rahmenbedingungen der Forstwirtschaft der damaligen DDR von seinem Vermächtnis zu retten, was möglich war. Leider nur mit geringem Erfolg. Außer dem Hofehübel, der 1961 noch rechtzeitig zum Naturschutzgebiet erklärt worden war, und wenigen weiteren Beständen, unterlag bis 1990 auch die Oberförsterei Bärenfels wieder der normalen forstlichen Bewirtschaftung mit Kahlschlägen und Fichtenreinbeständen.
Doch es war nicht umsonst. Seit der politischen Wende ist das Gedankengut von Herrmann Krutzsch und anderen "Naturgemäßen" erneut aufgegriffen worden. Die Leitung des Forstamtes Bärenfels wie auch des daraus hervorgegangenen Forstbezirks Bärenfels strebt heute erklärtermaßen ähnliche Ziele an: standortgerechter Mischwald statt labile Monokulturen, Stabilität der Bäume durch einzelstammweise Pflege, kahlschlaglose Nutzung nach dem Prinzip: "Das Schlechteste fällt zuerst, das Gute bleibt erhalten.".
Es ist zu hoffen, dass diesmal die Phase naturgemäßen Wirtschaftens länger anhält als nur 17 Jahre, trotz des Trends zu immer größeren Forstmaschinen, trotz der auch heute sehr hohen Holznachfrage und trotz der ständigen Strukturreformen in der Forstverwaltung.