Natur im Osterzgebirge

FND Becherbachwiese bei Neuhermsdorf

Unterschutzstellung: Verordnung des Landratsamtes Sächsische Schweiz-Osterzgebirge zur Festsetzung von Flächennaturdenkmalen, vom 19. Februar 2013

Gemarkung: Seyde

Flurstücke: 233/1, 242/1, 243/1

Größe: ca. 1,8 ha

Lage: langgestreckte Waldwiese an einem linken Zufluss des Becherbaches, reichlich 1 km oberhalb dessen Mündung in die Wilde Weißeritz (Zinnbrücke); ca. 1,3 km nordöstlich von Neuhermsdorf;  700 – 730 m üNN

Kurzcharakteristik: Eine lange Zeit vernachlässigte, nur sporadisch genutzte/gepflegte  Wiese inmitten von Fichtenmonokulturen, langgestreckt und schmal, deshalb zum großen Teil stark beschattet, dennoch mit Vorkommen einiger seltener bis sehr seltener Wiesenpflanzen.

Der geologische Untergrund besteht aus Muskovitgneis. Auf den frischen Bergwiesen- Standorten sind Braunerden vertreten. In den tieferliegenden Bereichen des Seitentals sowie in der Aue des Becherbaches steht das Grundwasser teilweise hoch an. An diesen Standorten sind Gleye (Auengley, Anmoorgley bis Moorgley) sowie bei stärkerer Akkumulation organischer Substanz Niedermoorböden ausgebildet.

Der wertvollste Bergwiesenbereich befindet sich am nordwestlichen Hang (ca. ein Drittel der Gesamtfläche), die Vegetation ist dort artenreich und zeigt stellenweise Übergangscharakter zu Borstgrasrasen. Hier wachsen auch die meisten der wertgebenden Arten der Becherbachwiese. Neben etwas Arnika Arnica montana gilt dies für die mittlerweile im Ost-Erzgebirge sehr seltene Mondraute Botrychium lunaria, außerdem Gewöhnliches Kreuzblümchen Polygala vulgaris, Kleiner Klappertopf Rhinanthus minor und Zittergras Briza media. Weitere Magerkeitszeiger sind unter anderem: Borstgras Nardus stricta, Draht-Schmiele Deschampsia flexuosa, Dreizahn Danthonia decumbens, Bleiche Segge Carex pallescens, Heide-Labkraut Galium pumilum, Kleines Habichtskraut Hieracium pilosella und  Blutwurz Potentilla erecta.

Darüberhinaus finden sich hier in größerem Umfang (auf den meisten anderen Teilflächen hingegen weniger häufig) die typischen Bergwiesenarten Bärwurz Meum athamanticum, Weicher Pippau Crepis mollis, Rundblättrige Glockenblume Campanula rotundifolia, Kanten-Hartheu Hypericum maculatum, Alantdistel Cirsium heterophyllum, desweiteren zahlreiche weitere Frischwiesenarten: Rot-Schwingel Festuca rubra, Rotes Straußgras Agrostis capillaris, Ruchgras Anthoxanthum odoratum, Rot-Klee Trifolium pratense, Wiesen-Schafgarbe Achillea millefolium, Wiesen-Margerite Leucanthemum vulgare, Frauenmantel Alchemilla vulgaris agg., Vogel-Wicke Vicia cracca, Wiesen-Platterbse Lathyrus pratensis, Rauer Löwenzahn Leontodon hispidus und Gamander-Ehrenpreis Veronica chamaedrys.

Die übrigen bodenfrischen Abschnitte lassen sich nur bedingt als Bergwiesen einschätzen. Im östlichen Teil (ca. 25 %) sowie im südwestlichen Talgrund (20 %) prägen einerseits Stickstoffzeiger, andererseits Waldsaumpflanzen die Vegetation: Knaulgras Dactylis glomerata,  Weiches Honiggras Holcus mollis, Fuchs-Kreuzkraut Senecio ovatus, Schmalblättriges Weidenröschen Epilobium angustifolium (vom Wild stark verbissen).

Als Überweidungszeiger in den feuchten Bergwiesenbereichen können Rasen-Schmiele Deschampsia caespitosa, Löwenzahn Taraxacum officinale und Weiß-Klee Trifolium repens angesehen werden.

Feuchtwiesen (ca. 15 % der Gesamtfläche) sind im mittleren Talgrund ausgebildet, aber überwiegend auch in keinem guten Zustand. Umfangreiche Bestände von Flatter-Binse Juncus effusus künden vpn früherer Rinderbeweidung und dadurch verursachter Bodenverdichtung. Daneben gibt es auch hier Dominanzbestände von Spitzblütiger Binse Juncus acutiflorus mit den Begleitern Sumpf-Pippau Crepis paludosa und Sumpf-Vergissmeinnicht Myosotis scorpioides.

Nur ein sehr kleiner Abschnitt zeigt den Charakter eines Kleinseggenrasens. Hier finden sich u.a. Hirse-Segge Carex panicea, Wiesen-Segge Carex nigra, Igel-Segge Carex echinata, Schmalblättriges Wollgras Eriophorum angustifolium, Hunds-Straußgras Agrostis canina, Sumpf-Dotterblume Caltha palustris, Kleiner Baldrian Valeriana dioica, Moor- und Sumpf-Labkraut Galium uliginosum, G. palustre, Sumpf-Veilchen Viola palustris, Sumpf-Weidenröschen Epilobium palustre, Sumpf-Hornklee Lotus uliginosus.

Am Becherbach im Osten wächst eine Uferstaudenflur mit Rauhaarigem Kälberkropf Chaerophyllum hirsutum. Hier (sowie an einer Stelle im hinteren Teil der Wiese) kommt auch Bach-Greiskraut Tephroseris crispa vor, außerdem etwas Wald-Storchschnabel (der auf anderen Bergwiesen des Wildweißeritzgebietes häufiger ist).

Pflege: Vermutlich noch in den 1990er Jahren wurde die Becherbachwiese mit rindern beweidet. Danach lag sie längere Zeit brach. Seit einigen Jahren erfolgt eine offenbar maschinelle Mahd, nach bisheriger (noch unbestätigter) Information durch eine Agrargenossenschaft des Nachbarortes.

Beeinträchtigungen: In der Vergangenheit ist die Nutzung (bzw. Nichtnutzung) der Fläche nicht immer der Artenvielfalt zuträglich gewesen. Außerdem sorgt der südlich vorgelagerte Fichtenforst für starke Beschattung von bis zu 50 % der Wiese.

Schutzbedürftigkeit: Um die Fläche in ihrer Biodiversität zu erhalten, bedarf es einer Optimierung der Nutzung/Pflege. Diesem Ziel sollte eine Unterschutzstellung als Flächennaturdenkmal dienlich sein. Gleichzeitig würde dadurch die in der Vergangenheit mehrfach beantragte Aufforstung dieser für intensive Landwirtschaft ungeeigneten Fläche ein für allemal unterbunden werden.

Schutzzweck:

  • Erhaltung von gefährdeten Biotopen: Bergwiese (RLS: stark gefährdet), Kleinseggenried basenarmer Standorte (Rote Liste Sachsen: gefährdet), Binsensumpf (RLS: gefährdet), Uferstaudenflur (RLS: gefährdet), sonstiges artenreiches Feuchtgrünland (RLS: gefährdet); Erhaltung gefährdeter Pflanzengesellschaften: Festuca rubra-Meum athamanticum-Gesellschaft (RLS: stark gefährdet), Carici canescentis-Agrostietum caninae (RLS: stark gefährdet), Crepis paludosa-Juncus acutiflorus-Gesellschaft (RLS: gefährdet);
  • Erhaltung des FFH-Lebensraumtyps 6520 Berg-Mähwiese  im NATURA-2000-Gebiet 37E “Täler von Vereinigter und Wilder Weißeritz”
  • Erhaltung des Lebensraumes gefährdeter Pflanzenarten: Arnika Arnica montana (RLS: stark gefährdet), Mondraute Botrychium lunaria (RLS: stark gefährdet), Bach-Greiskraut Tephroseris crispa (RLS: stark gefährdet), Gewöhnliches Kreuzblümchen Polygala vulgaris  (RLS: gefährdet),  Zittergras Briza media (RLS: gefährdet), Kleiner Baldrian Valeriana dioica (RLS: gefährdet), Schmalblättriges Wollgras Eriophorum angustifolium (RLS: gefährdet), Kleiner Klappertopf Rhinanthus minor (RLS: gefährdet)
  • Erhaltung der Waldlichtung mit hohem ökologischem Grenzlinienreichtum sowie als Trittsteinbiotop.
  • Erhaltung der Bergwiese am Wanderweg aus ästhetischen und umweltpädagogischen Gründen.

aus: Schmiede, Ralf (2004): Vegetationskundliche Analyse und naturschutzfachliche Bewertung ausgewählter Grünlandbiotope im Osterzgebirge; Diplomarbeit, TU Dresden